Das Zeppelin-Luftschiff „LZ 129"
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Nachdem im Jahre 1928 das Zeppelin-Luftschiff „Graf Zeppelin", das die Werft-Baunummer „LZ 127" trägt, fertiggestellt war, ging der Luftschiffbau Zeppelin, Friedrichshafen a. B., an den Entwurf und den Bau eines neuen Luftschiffes heran, das nun nicht mehr Versuchsschiff für lange Fahrten über Land und See, sondern von vornherein so bemessen, eingerichtet und ausgestattet sein sollte, daß es den praktischen Bedürfnissen für den Verkehr von Europa nach Südamerika oder auch auf anderen ähnlich langen Strecken in möglichst vollkommener Weise genügen konnte. So entstand der mit „LZ 128" bezeichnete Luftschiff-Entwurf. Mit seiner Ausführung war bereits begonnen worden, als sich der Luftschiffbau Zeppelin entschloß, den Entwurf in solcher Weise zu ändern, daß gegebenenfalls auch Heliumgas anstatt Wasserstoffgas zum Auftrieb und statt der Benzin- oder Kraftgasmotoren als Antriebsmaschinen Dieselmotoren Verwendung finden konnten. Der neue Entwurf führt die Werft-Baunummer „LZ 129."
Der Bau dieses soviel größeren Schiffes nahm längere Zeit in Anspruch, als die Werft zuerst angenommen hatte. Besonders ins Gewicht fiel hierbei die Beschaffung geeigneter Dieselmotoren und die Kleinarbeit bei dem Ausbau der Fahrgasträume.
Die Anforderungen, denen das Schiff genügen soll, wurden von Direktor Dr. H. Eckener VDI festgelegt, die Konstruktion und der Bau erfolgten unter der Oberleitung von Direktor Dr. L. Dürr VDI. Nach der Übergabe des Luftschiffes seitens der Bauwerft wird es von der Deutschen Zeppelin-Reederei, G. m. b. H., betrieben.Zeppelin- LZ 129  -001

 

 

 

 

 

 

 



Schiffsrumpf
Abmessungen und Form des Schiffes
Das Luftschiff hat ein größtes Gasfassungsvermögen von 200000m3, das ist nahezu das Doppelte des Inhalts des Zeppelinluftschiffes „Graf Zeppelin", das seinerseits seinen Vorgänger „Los Angeles", Baunummer „LZ 126", wieder um 50 % an Luftverdrängung übertraf. Die Hauptabmessungen des neuen Schiffes sind:
 

Länge über alles L  245,00 m
Größter Durchmesser D      41,20 m
Längenverhältnis L : Drd.        6,0
Größte Höhe auf den Landerädern    44,70 m -
„     Breite über die Luftschrauben  46,80 m
Nenn-Gasinhalt  190 000 m3. -
 

Gegenüber   den   früheren    Zeppelinluftschiffen    ist    die   Form  gedrungener.    Zahlenmäßig   veranschaulicht wird dies dadurch, daß der größte Durchmesser um mehr als 10 m, die größte Länge dagegen auch nur um etwas mehr als 10 m größer sind als beim „Graf Zeppelin".

Neuartiger Einbau der Fahrgasträume in den Schiffskörper
Weiterhin ist eine wesentliche Änderung gegenüber dem „Graf Zeppelin" gegben, nämlich die räumliche Trennung von Führergondel und Fahrgasträumen. Die Fahrgasträume sind als zwei übereinanderliegende Decks ganz in das Schiffsinnere gelegt worden, während die Führergondel aus dem Schiffskörper nach unten herausragt. Dadurch ließ sich eine größere Bodenfläche für die Fahrgasträume erzielen und gleichzeitig ein besserer Überblick von der Führergondel nach hinten.
Beim Bau dieses neuen Schiffes wurde in keiner Weise von den seit über 35 Jahren üblichen Konstruktionsgrundlagen der Zeppelinschiffe abgewichen, als da sind: verspanntes Gerippe aus Leichtmetallträgern, Unterteilung des Hohlkörpers durch Ringverspannungen in einzelne Abteile, in welche Gaszellen zum Füllen mit Auftriebgas eingelegt werden


Laufgänge und Verbindungsgänge
Längs durch das Schiff erstreckt sich der Kiellaufgang und zwar vom Bugkappenring bis zum Anfang der Leitflächen, also fast über die gesamte Länge des Schiffes. Unmittelbar bei den Motorengondeln sind kurze Seitenlaufgänge aus dem Gasraum des Schiffes ausgespart, zu denen vom Kiellaufgang aus vier Verbindungsgänge führen. Weiterhin hat das Schiff — ähnlich wie auch „Graf Zeppelin" — einen von der Bugkappe bis zur Heckspitze durchlaufenden Achssteg, zu dem vom Kiellaufgang aus drei Leiteraufstiege hinaufführen.


Leitwerk
Die Flossen (Leitflächen) sind auch bei diesem Schiff wieder körperlich ausgebildet; die vier Ruder sind teilweise ausgewogen. Die Form der unteren senkrechten Flosse weicht von der der ändern Flossen insofern ab, als ihre Unterkante nicht waagerecht ist, sondern leicht nach hinten ansteigt, so daß ihr tiefster Punkt im vorderen Teil liegt, in dem zum Schutz gegen Bodenberührung ein Landerad angebracht ist, genau wie unter der vornliegenden Führergondel.


Hülle

Die äußere Hülle verleiht dem Schiff die Form und die notwendige glatte Oberfläche. Sie besteht aus Stoff, und zwar je nach der Beanspruchungsart und -stärke" an den verschiedenen Stellen des Luftschiffs aus Baumwolle oder Leinen von möglichst geringem Gewicht. Zum Zwecke größerer Wetterbeständigkeit und besserer Glätte ist sie mehrmals mit Zellon gestrichen. Durch Beimischen von Aluminiumpulver zum Lack ist die Hülle zum Wärmeschutz spiegelnd gemacht. Außerdem hat sie innen oben als Strahlungsschutz gegen ultraviolette Strahlen einen roten Anstrich erhalten. An den Stellen der Außenhaut, neben denen die Luftschrauben liegen, sind besondere Schutzverstärkungen innerhalb der Hülle vorgesehen, durch die das Hineinschleudern von harten Gegenständen, z. B. von Eis, in die Gaszellen verhindert wird.
 

Traggaszellen
In jeder der 16 Abteilungen des Schiffes befindet sich eine mit Wasserstoff als Traggas gefüllte Zelle, die so geschnitten ist, daß sie in prallem Zustand den ganzen Raum ihrer Abteilung ausfüllt. Die mittleren Zellen sind Einzelzellen, während je die beiden Bugzellen und die beiden Heckzellen miteinander in Verbindung stehen. Dem entsprechend sind 14 selbsttätige Überdruckventile und außerdem 14 willkürlich zu betätigende Monövrierventile an den Zellen vorgesehen. Die Füllung der Zellen kann — wenn nötig — durch einen gemeinsamen Füllschlauch erfolgen. Der Achssteg durchdringt die mittleren Zellen in einem dafür angeordneten Schlauch, während die Endzellen mit einem entsprechenden Schlitz versehen sind.
Der Stoff, aus dem die Wandungen der Zellen bestehen, ist nicht mehr ein mit Goldschlägerhaut belegter Baumwollstoff, sondern ein nach besonderem Verfahren hergestellter Filmstoff: ein dichtender Film liegt zwischen zwei Stofflagen. Dieser Filmstoff wurde schon im Luftschiff „Graf Zeppelin" längere Zeit mit gutem Erfolg erprobt. Seine Gasdurchlässigkeit beträgt nicht mehr als l l/m2 in 24 h.
Die Zellen sind mit Wasserstoff als Traggas gefüllt. Es ist aber auch möglich, durch Einbau kleinerer Innenzellen das Schiff für die Benutzung zweier Traggasarten, z. B. ein Edelgas (Helium) neben Wasserstoff verwendbar zu machen. Es hätte dies gegebenenfalls den Vorteil, daß in der Hauptsache das Schiff mit dem Edelgas gefüllt (Außenzellen) wäre, daß aber für das Manövrieren das billigere. Wasserstoff gas (Innenzellen) dienen könnte, das immer wieder leicht zu ersetzen wäre. Da wir in Deutschland jedoch die notwendigen Mengen an Helium aus dem Ausland beziehen müssen, ist vorläufig von seiner Benutzung für das Luftschiff „LZ 129" abgesehen worden.

Gasschächte
Für je zwei Zellen ist ein zwischen ihnen liegender Gasschacht bestimmt in den die Ventile abblasen, und der am First des Schiffes mit einer besonderen Gashutze ins Freie mündet. Diese Schächte reichen zum Zweck der Entlüftung des unteren Teils des Schiffes nicht nur bis zu den Gasventilen, die oberhalb des Achssteges liegen, sondern bis zum unteren Laufgang. Zum gleichen Zweck ist der untere Teil der Außenhülle luftdurchlässig

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Ingenieurraum
Mittschiffs bei der elektrischen Kraftanlage ist ein Ingenieurraum vorgesehen, in dem sich Maschinentelegraphen, Kompaß-, Höhen-, Neigungs- und Feuchtigkeitsmesser, Thermometer sowie Drehzahl- und Geschwindigkeitsmesser befinden. Auch eine kleine Werkstatt mit Werkbank, Schraubstock und Werkzeugen sowie Ersatzteilräume sind im Schiff untergebracht.

Fahrgast-, Mannschafts- und Frachträume

Fahrgasträume
Die Fahrgasteinrichtungen sind in diesem Schiff, verglichen mit denen im „Graf Zeppelin", außerordentlich viel weiträumiger. Sie sind im Innern des Schiffes in zwei übereinander liegenden Decks angeordnet und so bemessen, daß auf längeren Reisen 50 Fahrgäste in Betten untergebracht werden können. An Ausnahmefahrten, die sich nicht über Nacht ausdehnen, kann eine mehrfache Zahl von Fahrgästen teilnehmen.
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A - D e c k. Im oberen, dem A-Deck, befinden sich in der Mitte 25 Schlafkabinen, die je ein unteres und ein oberes Bett enthalten und von zwei Längsgängen durch Schiebetüren zu erreichen sind. Das obere Bett wird für den Tageszustand, oder falls die betreffende Kabine nur einfach belegt ist, hochgeklappt. Jede Kabine hat einen Waschtisch mit Kalt- und Warmwasserhahn, Spiegel, Schranknische mit Vorhang und ein Klapptischchen sowie einen Klapphocker und eine Einsteigeleiter für das obere Bett. Die Kabinen sind elektrisch beleuchtet, an eine elektrische Rufanlage angeschlossen und werden künstlich, wie auch die Tagesräume für die Fahrgäste, belüftet, gegebenenfalls mit Warmluft, zu deren Erwärmung die Kühlwasserwärme der Motoren ausgenutzt wird.
Dem Tagesaufenthalt der Fahrgäste dienen im oberen Deck an Back- und Steuerbord Räume von insgesamt rd. 14 m Länge und 4 m Breite. Der Raum an Backbord dient als Speisesaal; nach innen grenzen eine Anrichte mit Speiseaufzug aus der im unteren Deck liegenden Küche und nach außen ein Wandelgang mit Aussichtsfenstern an. Der an Steuerbord liegende entsprechende Raum ist unterteilt in einen Gesellschaftsraum, einen Schreib- und Leseraum und wieder einen Wandelgang mit Aussichtsfenstern.
B - D e c k. Das untere Deck enthält ein Rauchzimmer von etwa 23 m2 Bodenfläche, das durch den Steward ständig überwacht wird und nur über eine Schleuse und einen als Bar ausgestatteten Vorraum betreten und verlassen werden kann. An den Vorraum schließt weiterhin ein Stewardraum mit Schiffsbüro an. Das untere Deck enthält ferner ein Duschebad mit Vorraum und verschiedene Aborte mit Waschgelegenheit.
Die dem gemeinsamen Aufenthalt der Fahrgäste dienenden Räume sind nach dem Entwurf von Prof. Breuhaus ausgestaltet und haben wandschmückende Bilder von Prof. Arpke erhalten.
Alle Fahrgasträume des Schiffes sind durch Gänge und ein Treppenhaus, miteinander verbunden. Zum Ein- und Aussteigen schließen an die Treppenanlage nach unten führende Fallreeps an.
Im unteren Deck befindet sich auch die Küche, die außer dem Arbeitstisch und dem Küchenschrank einen elektrischen Herd von 2 m Länge und 0,7 m Breite sowie einen Kühlschrank von 7001 Nutzinhalt auf weist; die Spülküchen schließen sich an sie an. Auch die Offiziersmesse ist mit ihr durch eine Durchgabe verbunden, während die ebenfalls in der Nähe liegende Mannschaftsmesse keine unmittelbare Verbindung mit der Küche hat.


Mannschaftsräume
Die Schlafräume für die Besatzung sind seitlich vom Laufgang in drei Gruppen über die Länge des Schiffes verteilt und zwar befinden sich vorn vor der Führergondel außer dem Kommandantenraum und drei Räumen für je einen Führer noch fünf doppelbettige Schlaf räume; in der Mitte des Schiffes sind zwei Einzel- und zehn doppelbettige Räume angeordnet, weitere sechs doppelbettige Schlafräume im Hinterschiff. Die Wasch- und Baderäume sowie die Aborte sind in der Nähe der elektrischen Kraftanlage eingebaut; die Waschgelegenheiten haben ebenfalls wie die der Fahrgäste Warm- und Kaltwasseranschluß.


Laderäume
Für die Ladung, die 10 t und gegebenenfalls auch mehr betragen kann, sind besondere Räume seitlich vom Laufgang in solcher Weise vorgesehen, daß an diesen Stellen zur Einnahme und zum Löschen die Hülle und die Verspannung gelöst werden können.

Feuerlösch- und Rettungsgeräte
Selbstverständlich ist das Schiff auch mit einer entsprechenden Anzahl von Feuerlösch- und Rettungsgeräten ausgerüstet.

Auszug aus: Zeitschrift des Vereins deutscher Ingenieure, Bd. 80 Nr. 13, v. 28.4.1936

 

Weiterführende Links  zu:       Ballone                   Zeppelin-Flughafen

Hier noch das Luftschiff Zeppelin LZ 130, VDI 1938

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Zeppelin LZ 129

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