Luftschutz funktionsfähig zu gestalten ist eine recht komplizierte, bzw. komplexe Sache. Vereinzelte Baumaßnahmen zu Luftschutzzwecken eben mal durchzuführen ist nur solange möglich, bis irgendein Hindernis oder ein Problem eintritt oder- wie im 2. Weltkrieg erfolgt, mehrere zehntausende Luftschutzanlagen fast gleichzeitig geschaffen werden mussten.

Die Luftschutzbaumaßnahmen-Organisation in den Luftschutzorten, deren Verwaltung, die Zuteilung von Menschen und Material, die Lagerung und der Transport von Materialen inclusive deren Produktion hätte von Menschen alleine nicht mehr bewältigt (organisiert und  überblickt) werden können. Banale Fragen, wie z.B. - welches Material benötigt man an welchem Ort - in welcher Menge zu welcher Zeit, sind entscheidend, um einen Bau fertigstellen zu können. Bei tausenden von Baumaßnahmen in einem einzigen Luftgau wäre es schon fast unmöglich gewesen, die gestellten Aufgaben mittels Handkartei zu erledigen.   Zudem kamen die Erschwernisse der Kontingentierungen fast aller Güter des täglichen Bedarfs.  Kriegswirtschaft war ein Begriff, den alle kannten. Vorrang hatte zu dieser Zeit fast nur die Rüstungsindustrie wenn es um Materialien ging. Die Verwaltung und Verteilung wurde nur dadurch ermöglicht, daß Lochkartenmaschinen eingesetzt wurden - also die Hollerith. Die Deutsche Hollerith- Maschinen AG war eine 100 % ige Tochter von der amerikanischen Firma IBM (International Buisness Machines)

Die Lochkartenmaschinen und deren Aufstellorte waren meist  geheim und gesondert gesichert untergebracht. Die Wochen und Monatsmeldungen der Luftschutzorte mit Baufortschrittsmeldungen . Materialbedarf und Arbeitskräfteständen wurden allesamt in Lochkarten erfaßt und maschinell ausgewertet. Die Hollerithabteilungen in den kriegswichtigen Betrieben waren abgeschirmt und größtenteils verbunkert. Beim Bochumer Verein gab es sogar in jedem  Werksteil   eine eigene  Hollerithabteilungen.

Ohne die Hollerith-Maschinen (Deutsche Hollerithmaschinen AG - kurz Dehomag) wäre die Vernichtung der Juden bei weitem nicht in dem Maße erfolgt, wie geschehen.  Bereits kurze Zeit, nachdem die Vertreter der Dehomag nach der Machtergreifung die NS-Führung  kontaktierten, stand fest, daß es nur mit diesen Maschinen möglich sei, effektive Menschenvernichtung zu betreiben, also Hitlers Judenhass zu befriedigen. 

Bereits  1936 sollten IBM/ Dehomag   “ausreichende Maßnahmen” ergreifen, damit die kostbaren Lochkartenmaschinen vor Luftangriffen  geschützt wären. U.a. sollten zwei Bunker in der Berliner Firmenzentrale  für je 950 Personen und die Maschinen geschaffen werden.

1937 wurde die geheime Einheit “Maschinelles Berichtswesen”, kurz MB,  vom Wehrwirtschaftsstab des Reichskriegsministerium gebildet. Das Reichsministerium für Rüstung und Kriegsproduktion hatte mit der Lochkartentechnologie das einzig funktionelle Werkzeug von IBM zur Verfügung gestellt bekommen, das damals in der Lage war, die gewaltigen Datenmengen zu verarbeiten. Das MB kontrollierte  Bestellungen, Verkäufe Meldungen, Koordination und die Abwicklung aller Hollerith-Anlagen im Deutschen Reich.

Auch die Logistik von Bahn, der großen Werken und des Militärs wurde mittels Lochkarten abgewickelt. Milliarden Lochkarten, jede entspricht einem Datensatz, wurden von IBM verkauft. Und selbst nach Kriegseintritt der USA, also nach der Deutschen Kriegserklärung an die USA, wurden die Geschäfte mit Deutschland nicht gestoppt.

Wer sich hier einen Einblick verschaffen will, dem kann zum Einstieg in den komplexen Sachverhalt, ein äußerst informatives und wirklich empfehlenswertes Buch angeraten werden:    “IBM und der Holocaust”  von Edwin Black

Eine weitere extrem wichtige Luftschutzmaßnahme war die Sicherstellung und Gewährleistung der Energieversorgung der Industrie. Zu diesem Zweck wurden zusätzliche Verbundnetze geschaffen, die Ausfälle durch Luftangriffe kompensieren konnten. Eine empfindliche Stelle wäre z.B. ein plötzlicher Energieverlust in den Stahlwerken gewesen. Dadurch wären nicht nur die gerade in Arbeit befindlichen Chargen verloren, sondern auch die Öfen erkaltet und damit unbrauchbar geworden. Deshalb wurde ein fast ausfallssicheres Verbundnetz geschaffen, das in wichtigen oder luftgefährdeten Bereichen auch in den Untergrund verlegt wurde.

Die Wege des Stromes führen uns aber auch heutzutage noch zu   kriegswichtigen Einrichtungen wie  Flakstellungen, Befehlsstellen oder Lager,  aber auch zu  Luftschutzanlagen. Ob Bunker, Stollen, Deckungsgräben oder unterirdische Fabrikationsanlagen - Strom wurde überall benötigt.

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