Einige Mitglieder des heutigen SBB hatten bereits zu Zeiten, als der BV noch voll in Betrieb war, die Gelegenheit, den Untergrund zu erforschen. Anfangs erfolgten die Begehungen zusammen mit Werksschlossern oder Elektrikern. Nach mehreren unterschiedlichen Einweisungen und Belehrungen erfolgten die Untersuchungen weitestgehend ohne Begleitung. Festgestellte Mängel, schadhafte Stellen und Gefahrenlagen wurden dabei der Werksunterhaltung gemeldet und im Bedarfsfall die zuständigen Mitarbeiter zu den festgestellten Mängeln geführt. Somit hatte das Werk einen Nutzen durch die luftschutztechnischen Untersuchungen und gleichzeitig war die Vorortrecherche nach den alten Luftschutzanlagen und Einrichtungen sehr fruchtbar.
Durch die Stillegung und den Abriss vieler Bauwerke wurden manche verbliebenen unterirdischen Bereiche (meist Kelleranlagen) erst einmal dem Auge entzogen und vergessen.
Deswegen begleitete der SBB die Sanierungsmaßnahmen und konnte dabei die bereits vorhandenen Kenntnissen hilfreich einbringen und im Rahmen der Sanierung sogar noch erweitern, wenn bereits kurz nach dem Krieg verschlossenen Anlagen freigelegt wurden.
Jedem kleinen Hinweis wurde nachgegangen. Baggerschürfen, die unbekannte Hohlräume zu Tage brachten wurden genutzt um weitere Einblicke zu erhalten und selbst positiv verlaufene Aufschlußbohrungen trugen dazu bei, die bauliche Entwicklung des Bochumer Vereins weiter erhellen zu können.
Zwischenzeitlich wurden fast alle Verbindungen zu anderen Werksteilen gekappt, so daß die meisten, damals bestehende potentiellen Gefahren nicht mehr bestehen. Zu Zeiten, als das Werk noch voll in Betrieb war, befanden sich z.B. Strom, Hydraulik-, Gas - und Wasserleitungen in den Versorgungskanälen. Und manche Mitarbeiter verliefen sich in den weitläufigen Kanälen.
Man muß wissen wo man sich befindet. Dies ist unbedingte Voraussetzung.
Damals lag die Hauptgefahr bei undichten Stellen in den Leitungen, Flanschen und Kabelmuffen. Eine Undichtigkeit einer 100 bar Hydraulikleitungs- Muffe war hier spektakulär, ebenso wie ein auf mehrere Meter geplatztes Wasserrohr DN 250 durch das etliche Kubikmeter Wasserverlust zustande kamen.
Geschichtlicher Einblick des Bochumer Vereins
Der Bochumer Verein, ursprünglich Gussstahlfabrik Mayer & Kühne, 1842 von Jacob Mayer und Eduard Kühne gegründet und stellte u.a. Gußstahlglocken nach einem eigenen Patent von 1852 her.
Louis Baare war von 1855 bis 1895 Generaldirektor. Sein Nachfolger war sein Sohn Friedrich Baare 1895 bis 1917.
Die Standortwahl Bochum lag vermutlich daran, daß mit der Mutung St. Nicolaus, die bereits im Jahre 1841 erfolgte, in 22 1/2 Lachter gute Kohle angetroffen wurde. Hieraus erwuchs später die Zeche Präsident. Vermutlich wurde 1847 die erste Gußstahlkanone des Bochumer Vereins produziert, die allerdings zu diesem Zeitpunkt noch in der Fabrik Kamp & Co in Wetter gebohrt und fertiggestellt werden mußte.
Am 24.1.1854 fand in Dortmund die Gründungsversammlung des “Bochumer Verein für Bergbau und Gußstahlfabrikation” statt. Aus der Firma Mayer & Kühne wurde eine Aktiengesellschaft
Der entscheidende Schritt in die Rüstungsproduktion erfolgte 1863 durch die Genehmigung der Generalversammlung, das Hammerwerk 2 und die Kanonenwerkstatt zu bauen. 1866 begann die Produktion mit 100 Gußstahlgeschützen für die königliche Bayrische Regierung
Im gleichen Jahr wurde für die Werkfeuerwehr ein Reglement erlassen und ein Depot zur Verfügung gestellt.
1867 wurden die ersten 100 7,8 cm Kanonen vom Geschützabnahme-Kommando der Bayrischen Armee abgenommen. Die Entwicklung des Bochumer Vereins zu einem leistungsfähigen Rüstungsbetrieb war vollzogen.
1905 produzierte der Bochumer Verein Gussstahlfabrikate für Eisenbahnen, Maschinenbau und Artilleriebedarf, wobei die Fabrikationshallen ständig ausgebaut wurden.
1911 / 1912 erfolgten massive Erweiterungen. Der Tunnel zwischen zwei Halden wurde gebaut, der später, 1934 /35 zur Tunnelverteilung umgebaut wurde, und das Kolosseum wurden gebaut und somit das Stahlwerksplateau geschaffen.
Nach einer Probelieferung wurden im Juli 1915 130 Geschützrohre cal. 69 mm mit 3000 mm Länge bestellt. Der Bochumer Verein produzierte im ersten Weltkrieg Geschützteile und Rohre bis zum 21 cm Mörser. Die Kapazität lag zu diesem Zeitpunkt bei rund 100 beschußfertigen Rohren pro Monat.
In der Vorbereitungszeit ab 1933 und in der Kriegszeit bestand der Vorstand aus
Die Werksleitung:
Verwaltung
Kaufmännische Abteilungen
Betriebe
Luftschutzleiter war der Obering. Bering. Für die Abwicklung des Luftschutzes war der Betriebsing. Giesenhaus zuständig. Neben dem Werksluftschutzwesen - Gas - und Luftschutz lag sein Aufgabengebiet bei der Werkspolizei, der Werksfeuerwehr der Unfallverhütung und der Kraftwagenbereitschaft
Befehlsstellen waren
Zu diesen waren eine Reihe von Ausweichsbefehlsstellen vorbereitet und geschaffen worden
Die Nummern und Standorte der Torhäuser
Darüber Hinaus waren zu Zeiten der Rüstungsfertigung Posten aufgestellt. Im Gußstahlwerk befanden sich diese:
Zusätzlich befanden sich Pförtner in
Die Luftschutzanlagen des Bochumer Verein für Gußstahlfabrikation werden seit Jahren erkundet. Dabei stellte sich schon zu Beginn recht schnell heraus, daß die Bauweisen und Verbindungen der Luftschutz - Bauwerke äußerst ungewöhnlich waren. Vergleichbare Luftschutzmaßnahmen sind bisher außerhalb des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk nirgendwo angetroffen worden. Der BV hatte hier offensichtlich sehr viele Freiräume.
Ein Aufzug, noch 1951 umgebaut, die Etagenanzeige, zeigt 5 Haltepunkte - aber nur 3 Etagen waren nach dem Krieg bekannt - 2 der Haltepunktanzeigen wurden mit “auf und ab” ersetzt und die Relais neu verdrahtet.
Normale Hochbunker sucht man hier vergeblich. Fast der gesamte bauliche Luftschutz wurde in oder unter die Erde gelegt. Ein einziger Bunker (Luftschutz - Befehlsstelle mit Warnzentrale) war zumindest teilweise überirdisch und hatte ein Erdgeschoß. Alle anderen LS - Anlagen bestanden aus stark verstärkten LSR in den Kellern, aus Deckungsgräben, aus Stollenanlagen und Tiefbunkern.
Ausschachtungsarbeiten mit einer kleinen Überraschung LS- Eingangs- Bauwerk
Zusätzlich standen bombensichere Versorgungskanäle als notdürftige Luftschutzräume zur Verfügung. Da die einzelnen Werksteile innerhalb des Stadtgebietes verteilt lagen, nutzte der BV den Untergrund, um diese miteinander zu verbinden. Ein Teil der alten Bergwerksstollen wurde im Zeichen des Luftschutzes und wegen der Geheimhaltung einer neuen Verwendung zugeführt. Wo kein Zechenstollen hinführte, wurden Stollen gebaut. Ab 1934 begann der BV damit, die Leistungsfähigkeit des Werkes beträchtlich zu erhöhen und in diesem Zug besondere Luftschutzmaßnahmen zu ergreifen.
Die unterirdischen Verbindungen zu den Werken Höntrop, Rombacher Hütte, untere - und obere Stahlindustrie, Zeche Engelsburg und in den Bochumer Süden waren 1938/39 komplett, wurden aber noch bis Kriegsende ständig erweitert und ausgebaut.
Ein Lüfterraum in 6 m Tiefe mit 40 cm Stahlbetonwänden und teilweise 1,50 m Decke war für den SBB ein Fund der besonderen Art
Neben dem Personenluftschutz war der Schutz der Maschinen und Geräte ebenso wichtig, wie die Aufrechterhaltung der Produktion. Aus diesem Grund gab es stets Mehrfachversorgung wie z.B. drei voneinander unabhängige elektrische Hauptversorgungsleitungen, die jeweils im Falle einer Unterbrechung zugeschaltet werden konnten. Die wichtigsten Kabel lagen hierbei in bombensicheren Versorgungskanälen mit bis zu 1,80 m dicken Betondecken oder in 10,50 m Tiefe. Der bisher größte gesichtete Tiefbunker des BV hat eine Nutz - Fläche von 2000 m² und zusätzliche Stollenanbindungen. Die tiefste Anlage innerhalb des BV Geländes wurde mit 40 m Überdeckung angegeben.
Beim Bau der Luftschutzanlagen wurde nicht gespart. Während bei der zivilen Bevölkerung Metalle aller Art eingesammelt wurden, selbst vor Messingknöpfen machte man nicht halt, entstanden im BV Luftschutzanlagen mit durchgehenden Stahldecken. In vielen verstärkten Luftschutzräumen bestanden die Decken komplett aus Eisenbahnschienen. In anderen Anlagen bestand die Hauptarmierung aus 500er Doppel-T-Trägern. Weiterhin verwendete der BV frühzeitig die ersten Stahllamellen der Hattinger Henrichshütte zum Bau von Stollen und Splitterschutzanlagen
In der Vergangenheit entdeckten wir immer wieder auf dem BV - Gelände verstreut militärische einzustufende, besonders bombensichere und gegen Artilleriebeschuß sichere Sonderbauwerke, die sich bis vor kurzem in keiner Weise erklären ließen. ... Des Rätsels Lösung sind die beim BV stationierten “Abnahmekommandos” von Heer, Marine und Luftwaffe, die sich ihre eigenen Anlagen errichten ließen.
Rauchverbot in Luftschutzräumen
Notausstieg einer kombinierten unterirdischen Personen - und Sach- Luftschutzanlage
Einblick in einen sogenannten Kabelkanal 6 m unter GOK. Herabfallende Kabel und Leitungen sind Gefahren, die von unbefugten Eindringlingen immer wieder unterschätzt wird
Kabel die teilweise nur noch am sprichwörtlichen “seidenen Faden hängen”
Die größeren Luftschutzanlagen des Bochumer Verein für Gußstahlproduktion befinden sich
Hammerwerke
Mechanische Werkstatt
Elektrowerkstatt
Gießerei
Hochöfen
Generatorenhalle
Werk Stahlhausen - untere Stahlindustrie - obere Stahlindustrie
Werk Langendreer
Ferienhäuser
Der Bochumer Verein produzierte u.a. Panzerkuppeln, sogenannte Schartentüme.
Bild links: ein vergleichbare Panzerkuppel beschossen.
Bild links: Beschuss mit verschiedenen Kalibern
Die erste umfangreiche Dokumentation über den Bochumer Luftschutz und dem WLS des Bochumer Vereins steht in gedruckter Form zur Verfügungund gibt Einblicke in die damaligen Verhältnisse und Baumaßnahmen.
Siehe Dokumentation (Buch)
Selbstverständlich wird hier ständig weiter ermittelt.
Aus diesem Grund benötigen wir Informationen, Bilder, Briefe, Pläne und Zeichnungen zum Thema Luftschutz. Weiterhin Grubenbilder und Stollenpläne, Pläne von kriegswichtigen Versorgungskanälen, Hinweise auf Tagesbrüche die nicht dem Bergbau zugeordnet werden konnten und weitere Hinweise über Unterirdische Fabrikationsanlagen