VDI Zeitschrift Bd. 82 Nr  46    12. Nov.1938
Rationalisierung im Bauwesen
Von Dr.lng. E.h. E. Vogler VDI, Essen
Obwohl die Bauwirtschaft heute schon überaus stark beschäftigt ist und es ihr an Arbeitskräften mangelt, wird sie ihre Leistungsfähigkeit noch steigern können, wenn Mensch, Maschine und Baustoff rationell eingesetzt werden. Maßnahmen dazu sind beim Menschen : Schulung auf der Baustelle und in Lehrwerkstätten, beim Einsatz der Maschinen : Erfahrungsaustausch zwischen Herstellern und Benutzern, Normung und Typung. Weitere wichtige Punkte sind angemessene Fristen für Angebot und Ausführung, geordnete Buchführung im Betrieb und Arbeit in zwei statt drei Schichten.
Die Rationalisierung im Bauwesen umfaßt ein so großes Gebiet, daß im folgenden im wesentlichen nur der richtige Einsatz von Menschen und Maschinen behandelt werden soll. Die Frage des richtigen Einsatzes der Baustoffe soll — so interessant sie auch ist —• dabei nur gestreift werden. Die Bedeutung der im Bauwesen gestellten Aufgaben veranschaulichen die folgenden Zahlen. Im Jahre 1933 gab es 914 000 erwerbslose Bauarbeiter, und heute hat die deutsche Bauwirtschaft keine Arbeiter mehr, über die sie noch verfügen kann. Im Jahre 1932 wurden Bauten im Gesamtwert von 2,3 Milliarden RM durchgeführt, 1938 werden sie den Wert von 11 Milliarden RM erreichen.
Die Frage stellt sich also nach Ausschöpfung der letzten Bestände an menschlicher Arbeitskraft für die Bauwirtschaft so: wie ist ein Weiterbauen überhaupt möglich, ist vielleicht sogar noch eine Steigerung möglich ? Wie im folgenden nachgewiesen werden soll, ist eine Steigerung möglich, allerdings unter gewissen Voraussetzungen, die zu schaffen nicht allein Aufgabe der Bauwirtschaft ist. Für die folgende Betrachtung ist das Gebiet in drei Aufgabenbereiche aufgeteilt worden: allgemeinwirtschaftliche Rationalisierung, technische Rationalisierung und innerbetriebliche Rationalisierung.
Allgemein wirtschaftliche Rationalisierung
Auf dem Gebiet der allgemeinwirtschaftlichen Rationalisierung können die ausführenden Firmen sehr wenig  tun. Was jedoch in der Arbeit schadet, was sie immer wieder zurückbringt, ist, daß die Bauausführung vor Aufgaben gestellt wird, die nicht baureif sind; der Wunsch und die Bitte der Bauwirtschaft an die Auftraggeberschaft gehen gerade in der augenblicklichen Zeit dahin, ihr baureife Aufgaben zu stellen.
Dazu gehört allerdings auch etwas, wogegen man sich zur Zeit noch sträubt: man wird zu einer Einteilung der Aufträge nach Dringlichkeit kommen müssen. Denn es geht nicht an, daß bei der Knappheit an Baustoffen wie an Menschen Aufgaben angefangen werden und danach liegenbleiben, weil inzwischen andere, vordringlichere in Angriff genommen werden müssen und in Angriff genommen worden sind. Selbstverständlich sind die Wehrmachtsbauten aus dieser Betrachtung auszuschalten, denn diese gehen natürlich vor. Aber wenn die Bauunternehmer z. B. eine Fabrik zu bauen haben und die Baustelle so herrichten, daß die Fabrik in neun Monaten steht, und wenn nun nachdem, sechs Monate daran gebaut und alles Notwendige in den Bau hineingesteckt wurde, aus Gründen, die sich ihrem Einfluß entziehen, die Lieferung von Fenstern oder Maschinen oder irgend etwas anderem unterbleibt, dann geht nicht nur der Bau nicht weiter, sondern die ganze Baustelleneinrichtung liegt monatelang still. Das kann sich die "deutsche Wirtschaft in der Zeit angespanntester Arbeit, in der sie heute lebt und in der sie sicher die nächsten fünfzehn Jahre noch leben wird, einfach nicht leisten.
Weiter müssen die Bauunternehmer versuchen, angemessene Angebots- und Ausführungsfristen von den Auftraggebern zu bekommen. Es geht nicht an, daß die Bauunternehmer ein verantwortliches Angebot über mehrere Millionen Reichsmark abgeben sollen, wenn die Frist für die Abgabe des Angebots 2- oder 3 X 24 h beträgt. Wenn rationalisiert wird, d. h. wenn die Bauunternehmer genau wie im Industriebetrieb bei der konstruktiven Entwicklungsarbeit das Zweckmäßigste und Beste herausholen wollen, dann brauchen sie auch dafür Zeit. Gerade die Männer aus der Bauwirtschaft brauchen Zeit, weil jede ihrer Aufgaben von der anderen völlig abweicht, selbst wenn es sich um das Bauen eines scheinbar einfachen Häuschens handelt.
Und ein Weiteres und das geht vor allen Dingen die Forschungsgesellschaften an — die Winterarbeit muß gesteigert werden, d. h. es darf keine Winterpause eintreten. Das ist möglich, wie die praktische Erfahrung zeigt: die Bauwirtschaft hat im Dezember 1937 und Januar 1938 mehr Menschen beschäftigt als im Jahre 1933 in den Monaten Mai und Juli. Daß damit auch die Möglichkeit gegeben ist, mehr Stammarbeiter heranzuziehen, liegt auf der Hand. Man muß zugeben, daß es nicht ganz leicht ist, alte, liebgewordene Wege zu verlassen und ganz neue Bahnen zu beschreiten, aber geschehen muß es, und was von der Bauwirtschaft und insbesondere von der Bauindustrie aus getan werden kann, das wird geschehen.
Ein Weg zu diesem Ziel ergibt sich daraus, daß die Bauunternehmer sich bemühen, die Technik des mörtellosen Bauens weiterzutreiben. Weiterhin müssen sie die vorbereitenden Arbeiten in die Wintermonate, und zwar so verlegen, daß sie dann im Frühjahr sofort mit dem Bau selbst anfangen können. Auch die Ziegeleien dürfen nicht nach dem Verfahren, das schon vor 2 000 Jahren üblich war, arbeiten und im Oktober die Betriebe stillegen, um sie erst im März wieder zu eröffnen, also gerade dann, wenn für die Bauten die meisten Ziegelsteine gebraucht werden. Es ist mit einfachen Einrichtungen ohne weiteres möglich, die Ziegeleien so auszurüsten, daß sie die Ziegelsteine sofort beim Beginn der Bauzeit, nämlich im März und April, liefern können
Was für die Ziegelsteine gilt, das gilt auch für den Zement und für den Kalk. Auch hier müssen neue Wege gefunden und beschritten werden. Das ist Rationalisierung in ganz großem Sinne. Auch hier gibt es Verfeinerungsmöglichkeiten, die in der Zementherstellung bestimmt verwirklicht werden können.
Wenn die Bauherren die Aufgaben rechtzeitig bekanntgeben, so daß die Unternehmer im Januar wissen, was im kommenden Jahre gebaut wird, so kann die Bauindustrie sich infolge der besseren Dispositionsmöglichkeiten verpflichten, den Umfang der Bauten des kommenden Jahres um 10 %, d. h. wertmäßig den Jahresumsatz von zehn oder elf Milliarden um eine Milliarde 3M zu erhöhen.
Die Bauindustrie muß z. B. auch die Zeit haben, vorher festzustellen, ob der Bau genehmigt wird und ob das Arbeitsamt überhaupt die Arbeitskräfte freimachen kann.
Zur rationellen Arbeitsgestaltung in der Bauwirtschaft gehört auch die Ausbildung hochwertiger Facharbeiter. Es ist bei dem Wandergewerbe, das die Bauindustrie darstellt, naturgemäß außerordentlich schwer, die Menschen, auch die Lehrlinge, zu schulen. Die Unternehmer haben sich geholfen, indem sie sich gruppenweise zusammengetan haben, um Lehrwerkstätten zu gründen. Heute sind deren fünfzehn in Betrieb, drei weitere in Bau. In diesen Lehrwerkstätten und Betrieben müssen die Menschen erzogen werden, so daß die Unternehmer in der Lage sind, dem Wunsche des Führers folgend, den richtigen Mann am richtigen Platze einzusetzen. Aber mit der Lehrlingsausbildung allein kommt heute die Bauindustrie nicht mehr aus. Sie muß auch die ausgebildeten Menschen umschulen, vor allen Dingen dann, wenn sie für die neuen Baustoffe eingesetzt werden sollen.
So hat die deutsche Bauindustrie bereits der Bauwirtschaft der Ostmark, weil sie von sich aus die Arbeit naturgemäß noch nicht leisten kann, sofort eine Lehrwerkstatt zur Verfügung gestellt. Eine weitere Schwierigkeit ergab sich daraus, daß in der zurückliegenden Zeit in der Ostmark das Baugewerbe völlig darnieder lag. Infolgedessen war jetzt keinerlei Maschinenbestand vorhanden. Es wäre möglich gewesen, den Arbeitskameraden aus der Ostmark dadurch zu helfen, daß man ihnen Maschinen zur Verfügung stellte; das ist unterblieben. Es wäre ein Fehlschlag geworden, weil dort noch kaum Menschen vorhanden waren, die fähig gewesen wären, diese Maschinen zu bedienen, und weil die deutsche Bauindustrie nicht in der Lage ist, solche Menschen abzugeben. Sie wird statt dessen, wenn die Zeit des Frostes und der winterlichen Witterung vorbei ist, 200 Bauleute aus der Ostmark auf die Baustellen im Altreich verteilen, damit sie mit den hier verwendeten Maschinen vertraut werden, so daß sie dann rationell, d. h. mit bestem Wirkungsgrad, eingesetzt werden können.
Wie schon einmal gesagt, muß sich die Bauwirtschaft bei der Rationalisierung darüber klar sein, daß sie sich auf längere Zeit einzustellen hat. Hierzu wird häufig, auch aus Kreisen außerhalb der Bauwirtschaft, die Frage gestellt, ob das denn Sinn habe, wenn ja doch die Aufrüstung in wenigen Jahren beendet sein wird. Wie Generalinspektor Dr.Ing. Todt in München anläßlich der Tagung der Straßenbauer ausgeführt hat, hat die deutsche Bauwirtschaft für die nächsten fünfzehn Jahre mit der Ausführung von Bauten im Wert von etwa 10 bis 11 Milliarden 3M jährlich zu rechnen. Darauf muß sie sich einstellen und dementsprechend muß sie die Leistungsfähigkeit der Betriebe durch möglichst weitgehende Umstellung auf Maschinen erhöhen.

Technische Rationalisierung
Der Führer hat richtungweisend für die deutsche Bauindustrie gesagt: es muß unser Ziel sein, den hochwertigen deutschen Arbeiter immer mehr von der primitiven Arbeit wegzuziehen und einer hochwertigen Tätigkeit zuzuführen. Die primitive Arbeit aber wollen wir dann der durch die hochwertige Arbeit geschaffenen Maschine überlassen.
Durch den Maschineneinsatz in der Bauindustrie kann dreierlei erreicht werden. Einmal kann die Leistungsfähigkeit des Gesamtgewerbes gesteigert und dadurch die Arbeit auf die Dauer billiger gestaltet werden. Es können zweitens technische Höchstleistungen erzielt werden, die in dem verlangten Ausmaße zu vollbringen, der Menschenhand gar nicht möglich ist. Drittens ist die Bauindustrie in der Lage, auch das zu tun, was schon in bezug auf die Rationalisierung im Industriebetrieb gesagt wurde: Sie kann dem schaffenden Menschen die schwierigsten, schmutzigsten und besonders ermüdend wirkenden Arbeiten abnehmen.
Zu den technischen Höchstleistungen sei folgendes Beispiel angeführt. Dr. Todt verlangt auf der Reichsautobahn Planebenheit, d. h. Unebenheiten von mehr als 4 mm dürfen nicht vorkommen. Es ist unmöglich, mit der Hand eine Eisenbeton-Straßendecke herzustellen, die planeben ist. Das kann natürlich nur die Maschine machen, und darum müssen Maschinen eingesetzt werden.
Den Betriebsführern ist die besondere Aufgabe gestellt, die ihnen anvertrauten Menschen mit der Maschine vertraut zu machen. Der einfache Mann im Betriebe muß auch wissen, daß die Maschine nur seine Dienerin ist und nicht sein Herr, und daß sie ihm nicht das Arbeitstempo aufzwingen darf. Die Unternehmer müssen ihre schaffenden Menschen dahin bringen, daß sie zwar dem Rhythmus der Maschine folgen, ihn aber beherrschen und sich nicht von ihm beherrschen lassen. Das ist keine leichte Aufgabe, aber es ist eine Aufgabe, die unter allen Umständen geleistet werden muß und auch geleistet werden kann…
… Während demnach in der Gesamtwirtschaft die Maschinenleistung 1938 gegenüber 1907 nur rd. das Vierfache betrug, ist die im Baugewerbe eingesetzte Maschinenleistung immerhin auf das Vierzehnfache gestiegen. Die Bauwirtschaft setzt natürlich die Maschine hauptsächlich dann ein, wenn große Erdmassen zu bewegen sind. Die Leistungen, die beim Autobahnbau bisher zu bewältigen waren, hätten ohne Maschineneinsatz nicht aufgebracht werden können, wenn auch 1933 zunächst damit angefangen wurde, die Erdarbeiten mit der Hand ausführen zu lassen, um der damaligen Arbeitslosigkeit Herr zu werden. In dem Augenblick, wo die Frage nicht mehr lautete: Wo nehme ich die Arbeit her, um die Menschen zu beschäftigen, sondern: Wo nehme ich die Menschen her, um eine Arbeit zu leisten, muß die Maschine eingesetzt werden. Nun wird den Bauunternehmern so häufig gesagt: Warum nehmt ihr nicht amerikanische Maschinen zum Vorbild? Demgegenüber ist zu sagen, daß sämtliche Berufskameraden, die an der 1936 nach Amerika unternommenen Studienreise teilgenommen haben, empfohlen haben, die amerikanischen Maschinen nicht einfach für deutsche Baubetriebe zu übernehmen. Der Wunsch der deutschen Maschinenfabriken geht dahin, selbstverständlich gemeinsam mit den Bauunternehmern Verbesserungen vorzunehmen, Um- und Neukonstruktionen durchzuführen, um aus den Maschinen das Beste herauszuholen. Selbst wenn die eine oder andere amerikanische Maschine zur Zeit besser sein sollte, so wird sie höchstwahrscheinlich bei den anders gearteten deutschen Verhältnissen nicht zu einem Erfolge führen. Die deutsche Wirtschaft muß selbst die Maschinen entwickeln, die sie nötig hat, und sie so einsetzen, wie sie sie braucht. Die zunehmende Rationalisierung auf den Baustellen hat bereits zu einer Ausweitung der Erzeugung der Baumaschinenindustrie geführt.
Wenige Zahlen sollen zeigen, wie sich der Absatz von Baumaschinen entwickelt hat. Wenn die Zahl der 1936 im Jahresdurchschnitt abgesetzten Baumaschinen mit dem Verhältniswert 100 bezeichnet wird, wurden im Februar 1938 117, im März 1938 165 verkauft. Aus besonderen Gründen ist der Maschinenabsatz im Mai 1938 auf 155 zurückgegangen, d. h. gegenüber 1936 bestand immer noch eine Steigerung von über 50 %. Da infolge der Eisenknappheit gegenwärtig mit längerer Lieferzeit gerechnet werden muß, ist ein Mehreinsatz von Maschinen augenblicklich nicht möglich. Es ist klar, daß die Bauwirtschaft dann aber verpflichtet ist — und das ist eine weitere Rationalisierung —, mit den vorhandenen Maschinen so sparsam und vorsichtig wie nur irgend möglich umzugehen, d. h. die Menschen, die sie bedienen, so auszubilden, daß sie die Maschine auch richtig bedienen können.
Hieraus ergibt sich eine Forderung an die öffentlichen Auftraggeber, die von diesen möglichst bald erfüllt werden sollte. Es ist für die deutsche Bauwirtschaft aus verschiedenen Gründen eine Unmöglichkeit, täglich in drei Schichten von 8 h zu arbeiten. Einmal ist sie gar nicht in der Lage, die zur Aufsicht notwendigen Menschen für drei Schichten zu stellen. Zweitens bleibt keine Stunde mehr zum Instandsetzen des Geräteparks. Die Bauwirtschaft muß also — wobei immer wieder die Heeresbauten auszunehmen sind — bei allen anderen Bauten von der Arbeit in drei Schichten übergehen zur Arbeit in zwei Schichten, wobei ich an eine Dauer der einzelnen Schicht von 10 h denke.
Das ist eine Rationalisierung, die der Bauwirtschaft ganz gewaltige Erleichterungen und eine Umsatz- und Absatzsteigerung bringt. Sie spart ein Drittel der Aufsichtsmannschaften, wenn sie in zwei Schichten arbeiten läßt, und außerdem kann sie die Maschine in 2 X 10 h wesentlich besser ausnutzen als in 3 X 8 h, ganz abgesehen von der dadurch zum Instandsetzen gewonnenen Zeit. Dann besteht die Möglichkeit, vier Stunden am Tage eine Maschine durchzusehen, gegebenenfalls sie instandzusetzen und in Ordnung zu halten.
Weiter ist, um zu rationalisieren, ein viel stärkerer Erfahrungsaustausch mit den Baumaschinenfabriken notwendig. Die Ingenieure der Maschinenfabriken müssen viel mehr als bisher zum Unternehmer auf die Baustellen hinauskommen und diese umgekehrt zu ihnen, damit die Maschinen in dem Zustand geliefert werden, wie der Unternehmer sie braucht. Im Baubetrieb geht es nun einmal rauh her; Maschinen, wie man sie in der mechanischen Industrie so wundervoll durchkonstruiert sieht, gibt es in der Bauindustrie nicht, die kann sie nicht gebrauchen. Aber die Einrichtungen, die die Bauindustrie hat, müssen wenigstens so ausgeführt sein, daß sie ihren Zweck erfüllen können.
Daraus ergibt sich die ganz besonders wichtige Forderung nach Normung. Das ist für den einzelnen Unternehmer so notwendig, wieviel mehr noch bei der Zusammenarbeit mehrerer Unternehmer auf großen Baustellen. Die deutsche Bauindustrie kann sich nicht damit abfinden, daß es z. B. 25 verschiedene Betonmischmaschinen gibt. Hier muß die Bauindustrie gemeinsam mit den Maschinenfabriken eine Arbeit leisten: Normung und Typung der als zweckmäßig erkannten Maschinen, wobei der Unternehmer selbstverständlich, sobald Verbesserungen herauskommen, diese auch anwenden will.
Daß unter Rationalisierung heute auch sparsamster Verbrauch aller Stoffe verstanden wird, ist eine Selbstverständlichkeit, die nur ganz kurz gestreift werden soll. Die Wiederverwertung von Abfallstoffen ist dringend notwendig. Man denke nur daran, daß das Deutsche Reich im Jahre 1936 für 1,5 Millionen RM Altpapier einführen mußte, weil in Deutschland das gebrauchte Papier vielfach achtlos weggeworfen wird. Auf den Baustellen werden z. B. die Zementsäcke häufig verbrannt, obwohl es nötig ist, sie der Wiederverwertung zuzuführen. Weiter muß an Holz und Eisen gespart werden. Die Bauwirtschaft muß sich beim Betonbau stärker auf den Stahlsaitenbeton einstellen, weil man damit 90 % des beim gewöhnlichen Eisenbeton verbrauchten Eisens einsparen kann. Ebenso muß sie sich auf die neuen Werkstoffe, auf Kunstharz und keramische Stoffe, umstellen und zu diesem Zwecke die Menschen entsprechend schulen; denn sonst können sie nicht damit umgehen.
Innerbetriebliche Rationalisierung
Es wäre falsch, wenn man in der Bauindustrie davon ausgehen würde, daß man durch Schulung der Menschen auf der Baustelle, durch Einsatz und Verbesserung der Maschinen allein eine Steigerung der Leistungsfähigkeit glaubt erzielen zu können. Man muß auch — und in dieser Beziehung lassen allerdings unsere Betriebe viel zu wünschen übrig — zu einer vollständigen Rationalisierung im Betriebe selbst kommen.
Das könnte ungefähr so geschehen. Nach einem Erlaß des Reichswirtschaftsministers vom 11. November 1937 über die neuen Ziele der deutschen Wirtschaft wird vom Unternehmer gesteigerte Leistung und erhöhte Wirtschaftlichkeit gefordert. Voraussetzung für die Erfüllung dieser großen Aufgabe ist die vollständige Erfassung sämtlicher betrieblichen Vorgänge. Ein gut ausgebautes Rechnungswesen ist die Vorbedingung der Neugestaltung der betrieblichen Organisation. Von jedem technischen Betriebsführer muß verlangt werden, daß er gleichzeitig Kaufmann ist, daß er auch etwas von der Buchführung versteht.
In meiner Eigenschaft als Leiter der Wirtschaftsgruppe Bauindustrie habe ich angeordnet, daß vom 1. April 1938 an kaufmännische Bücher nach den Gesichtpunkten der doppelten Buchführung zu führen sind und daß für jeden Bau ab 1. April 1938 ein besonderes Konto einzurichten ist, das so unterteilt wird, daß die allgemeinen Geschäftsunkosten gesondert erfaßt werden und eine Beobachtung der Kosten sowie eine Nachkalkulation stattfinden können. Es geht nicht an, wenn die Bauindustrie vom deutschen Volksvermögen 11 Milliarden RM verwirtschaftet, daß nur geschätzt wird, was ein Bau kosten kann; sondern hier muß genau festgelegt werden, was er wirklich kostet.
Es muß von jedem Bauunternehmer verlangt werden, daß er diese Kosten unter allen Umständen auch einhält, wenn der Bauherr keine Sonderwünsche stellt. Daß dies möglich ist, hat die Bauindustrie nicht einmal, sondern mehrfach bewiesen. Wenn ein Unternehmer, um beim Einfachsten zu bleiben, ein Häuschen baut und sagt, daß es 12 500 RM kostet, hinterher aber 17 000 M  berechnet, dann ist das nicht mehr zu verantworten, aber auch völlig unnötig, denn die Kostenelemente sind bekannt.
Wenn die Unternehmer einen großen Bauherrn haben, der ihnen Millionen und aber Millionen Werte anvertraut, dann muß der Auftraggeber, wenn er in seinen Voranschlag 1,5 Millionen RM  für Bauarbeiten nach dem Angebot eines ernst zu nehmenden Bauunternehmers eingesetzt hat, auch wissen, daß der Bau dann auch nicht einen Pfennig mehr kostet. Es sei hier ein Wort von Dr. Todt angeführt, das in der Bauindustrie mit goldenen Lettern verzeichnet werden kann. Dr. Todt hat gesagt, der Bauauftraggeber müsse zum Bauunternehmer wieder das Gefühl des absoluten Vertrauens bekommen, so daß sich in der Tat eine Kontrollstelle des Auftraggebers erübrigt, weil sie nicht nötig ist, weil er weiß, daß alles, was er bekommt, qualitativ so gut ist, daß er keine Kontrolle auszuüben braucht. Das ist ein Ziel, das den Unternehmern vorschwebt. Das ist höchste Rationalisierung. Wenn das erreicht wird, dann werden z. B. die Anfragen, die viel unnütze Arbeit machen, weil sie nur zu einem Zwölftel zu Aufträgen führen, wegfallen, denn man wird zu einer guten Firma gehen.
Wenn die Bauindustrie die vorstehend umrissenen Richtlinien durchführt und sich klar ist, daß Rationalisierung heißt, sich mit allen Fragen der Bauwirtschaft vertraut zu machen und Menschen und Maschinen sowie die Baustoffe richtig einzusetzen, dann wird sie das Ziel, das ihr von der Reichsregierung gesteckt ist, ihre Erzeugung um etwa 10 % zu steigern, auch erreichen können.
Was die Bauindustrie schaffen kann, das hat sie an der Westgrenze bewiesen, als sie die Politik des Führers, wie er selbst sagte, mit Beton und Eisenbeton unterstützen durfte.
Eines muß hierbei aber noch erwähnt werden: ich muß ein hohes Lied unserer Arbeiter singen, die in der kritischen Zeit ihre Kraft bis zum letzten eingesetzt haben. Und in einer ganz kritischen Stunde ist der gesamte Stab der Baufirma eingesprungen, als die Männer auf der Baustelle nicht mehr konnten, und hat von sich aus die Betonarbeit fertiggestellt.
Die deutsche Bauindustrie ist sicher ebenso leistungsfähig wie jeder andere Teil der deutschen Wirtschaft. Sie ist fest gewillt und in der Lage, durch Maschinen - und Menschenausbildung weiter zu rationalisieren, denn auch für sie gilt der Satz: Wer rastet, rostet

 

Die nach der Machtergreifung begonnenen Großprojekte zeigten erstmals die Grenzen  der Leistungsfähigkeit der Wirtschaft allgemein, aber auch die im Baugewerbe. Personalmangel war entstanden, der sich im nachfolgenden Aufsatz wiederspiegelt

Sparsames Bauen im Kriege
Der Krieg hat an die Bauwirtschaft erhebliche Anforderungen gestellt. Neben den Bauten für den unmittelbaren Bedarf der Wehrmachtsteile, Heer, Marine und Luftwaffe, stehen diejenigen Bauvorhaben, die durch die Umstellung der Friedenswirtschaft auf die Bedürfnisse des Krieges ausgelöst sind. Ferner müssen in großem Umfange auch neue Rüstungsbetriebe der verschiedensten Art in kurzer Zeit erstellt werden. Zunehmend haben sich daneben die Aufgaben der Organisation Todt (OT) in den Operationsgebieten der Wehrmacht und in den besetzten Landesteilen verstärkt. Die OT kann den ständig steigenden Anforderungen nur dann nachkommen, wenn ihr Kräfte und Hilfsmittel wie Geräte und Maschinen aus der heimischen Bauwirtschaft zur Verfügung gestellt werden.
Die Bauwirtschaft konnte die ihr zufallenden Aufgaben zunächst dadurch meistern, daß die laufenden Friedensaufgaben nach und nach bis zur völligen Stillegung eingeengt wurden. Darüber hinaus mußte fortschreitend ein grundsätzlicher Wandel in der Auffassung über die technischen Methoden der Baudurchführung herbeigeführt werden mit dem Ziele, auch bei der kleinsten Zahl und Menge der noch vorhandenen Arbeitskräfte und Baustoffe ein Höchstmaß von Wirkung zu erzielen. Der Generalbauinspektor für die Reichshauptstadt Professor Speer, der schon zu Lebzeiten von Reichsminister Dr. Todt eine große Zahl von Kriegsbauten betreute, hatte, um dies Ziel zu erreichen, bereits bald nach Beginn des Krieges veranlaßt, daß Richtlinien über die behelfsmäßige Kriegsbauweise aufgestellt wurden, die sich in der Anwendung zunächst nur für die seiner Betreuung unterliegenden Bauvorhaben der Luftwaffenrüstung erstrecken sollten. Im Sommer 1941 sind sie alsdann vom Reichsminister Dr. Todt für alle Rüstungsbauten für verbindlich erklärt worden, und heute gelten sie in unmittelbarer oder sinngemäßer Anwendung für das gesamte kriegsbedingte Bauschaffen auf allen Gebieten.
 

Die Richtlinien über die behelfsmäßige Kriegsbauweise
Die Richtlinien bestimmen, daß während des Krieges Dauerbauweisen weitgehend durch Behelfsbauten, die nur den Krieg überdauern, zu ersetzen sind. Die Forderungen in diesen Richtlinien sind häufig zutreffend in Vergleich gesetzt worden mit den Anforderungen, die in Friedenszeiten an die vorläufigen Vorkehrungen einer Baustelleneinrichtung für ein umfangreiches Bauvorhaben gestellt worden sind. Hier war es ganz selbstverständlich, daß keine umfangreichen Verwaltungsgebäude gebaut wurden. Eine Baracke genügte der Bauleitung ohne weiteres als Unterkunft. Es wurden keine massiven Garagen erstellt, einfache Schuppen erfüllten den gleichen Zweck, und auch die Lagerräume, Werkstätten usw. wurden ganz selbstverständlich in vorläufiger Form errichtet und versahen für die mehrere Jahre dauernde Bauzeit ihre Aufgaben genau so gut, wie es massive Bauten getan haben würden.
Nicht anders sollen grundsätzlich die Bauten im Kriege aussehen.
In technischer Hinsicht haben die Richtlinien gewisse Abweichungen von den üblichen baupolizeilichen Vorschriften sowohl bezüglich der Lastannahmen als auch der zulässigen Beanspruchungen gebracht, die inzwischen zum Teil in die allgemein geltenden Bauvorschriften eingearbeitet worden sind. Im übrigen bestimmen sie im einzelnen die technischen Gesichtspunkte, nach denen bei der Planung und Ausführung zu verfahren ist. So sollen beispielsweise Unterkellerungen unterbleiben. Außenputz wird untersagt, die Konstruktionen sollen so einfach und sparsam wie möglich ohne jeden entbehrlichen Aufwand in der Höhe gewählt werden, die Nebenräume müssen auf ein Mindestmaß eingeschränkt werden. Verkachelungen sind grundsätzlich verboten.
 

Beispiele für die Anwendung der Richtlinien
Wenn heute alle Bauten in sinngemäßer Anwendung dieser Richtlinien zu planen und auszuführen sind, so ist zu unterscheiden einerseits zwischen Bauvorhaben, die nur für die Dauer des Krieges bestehen bleiben sollen, und anderseits solchen, die auch nach dem Kriege ihre Daseinsberechtigung behalten werden. Während die ersteren in wörtlicher Anwendung der Richtlinien ausgeführt werden müssen, sind sie z. B. für die Errichtung eines Kraftwerkes, das auch im Frieden seine Bedeutung hat, nur im übertragenen Sinne zu beachten. Die maschinellen Anlagen wird man hierbei selbstverständlich so planen und einrichten, daß das Werk auf die Dauer wirtschaftlich arbeiten kann, jedoch müssen Aufbau und innerer Ausbau mit der größten Sparsamkeit durchgeführt werden. Jede vermeidbare Bauleistung muß unterbleiben. Die Gesichtspunkte einer schönheitlichen Gestaltung treten in den Hintergrund; sie können nach dem Kriege, soweit wie dies möglich ist, nachgeholt werden. Nicht die Form ist entscheidend, sondern die möglichst schnelle Fertigstellung, damit ein solches Werk schon bald Leistung bringt.
Ähnlich verhält es sich bei der Anlage und dem Bau chemischer Werke und schließlich auch bei landwirtschaftlichen Zweckbauten. Bei den landwirtschaftlichen Bauten wird man in der Anwendung der Richtlinien zum Teil noch weiter gehen müssen und unter Umständen vorläufige Bauwerke erstellen, die für den späteren friedensmäßigen Betrieb erweitert oder ergänzt werden müssen. Aufwendige und friedensmäßige Wirtschafts- und Scheunengebäude verschlingen zuviel Holz und binden zu viele Facharbeiter. Reihenmäßig hergestellte Behelfsbauten können diese Schwierigkeiten allein ausschalten. Das Ausrichten des Bauschaffens auf den Behelfsbau ist zu einer zwingenden Forderung geworden, der sich jeder Bauherr unterordnen muß. Arbeitskräfte und Baustoffe sind knapp und werden an anderen Stellen dringender gebraucht. Jede Tonne Stahl, die gespart werden kann, kommt der kämpfenden Truppe zugute, jede eingesparte Arbeitsstunde stärkt die Front. Alle Ingenieure und Architekten müssen deshalb schärfstens darüber wachen und die Dienststellen des Generalbevollmächtigten für die Bauwirtschaft dabei unterstützen, daß das Höchstmaß im sparsamen Bauen auf jeder Baustelle erreicht wird. Sie erfüllen damit eine bedeutende Kriegsaufgabe, die jedes Einsatzes wert ist.  K. Berlitz Berlin VDI v. 21.Aug. 1943 S. 539

 

Die Bauarbeit der Hitler- Jugend während des Krieges

Von Dr. Theodor S t e i m l e, Hauptreferent bei der Reichsjugendführung.

Vor wenigen Tagen wurde mit der Verwirklichung der Aufgabe, n rd. 50 000 deutschen Gemeinden ein Heim der Jugend zu erstellen, begonnen. Heute darf man feststellen, daß nicht nur die Überzeugung von der Notwendigkeit, dem Sinn und der Bedeutung des HJ-Heimes fast zum Gemeingut geworden ist, sondern daß auch die nationalsozialistische Baugesinnung, die in den zahlreichen HJ-Heimbauten in allen Gauen des Reiches lebendigen Ausdruck gefunden hat, weit über den damals sehr kleinen Kreis junger Bauschaffender hinausgedrungen ist. Den schönsten Ausdruck hat diese Entwicklung des HJ-Heimbaues wohl in dem vom Führer selbst gegebenen Gesetz zur Förderung der HJ-Heimbeschaffung vom 30. Januar 1939 gefunden, das insoweit nur einen bereits eingetretenen Zustand bestätigte, indem es den Gemeinden die Verpflichtung zum Bau und zur Unterhaltung von HJ-Heimen auferlegte.
Durch den Krieg ist diese erfreuliche Entwicklung keineswegs etwa gänzlich unterbrochen worden. Bei Anfang des Krieges befanden sich weit über 1000 Heime im Bau. Ein nicht unbeträchtlicher Teil konnte, nicht zuletzt dank des verständnisvollen Entgegenkommens der beteiligten Gemeinden und der sonstigen Behörden, vollends fertiggestellt oder soweit fortgeführt werden, daß kein größerer Schaden entsteht und daß ohne Schwierigkeit weitergebaut werden kann, sobald die vordringlichen und übergeordneten Interessen des Reiches dies gestatten, sei es nach Sieg und Frieden, sei es vielleicht auch noch während des Krieges. Darüber hinaus kann und soll die Planung von HJ-Heimbauten aller Art auch während des Krieges fortgeführt oder neu aufgenommen werden. Auf diese Weise soll erreicht werden, daß der HJ-Heimbau als Gesamtaufgabe auch während des Krieges nicht ohne zwingenden Grund in den Hintergrund tritt und daß nach Wiedereintritt normaler Voraussetzungen der unterbrochene Heimbau mit besonderem Nachdruck weitergeführt werden kann. Der Reichsjugendführung bzw. dem Jugendführer des Deutschen Reiches (Oberste Reichsbehörde) – Arbeitsausschuß für HJ-Heimbeschaffung – stehen zu diesem Zwecke sogar besondere Mittel zur Verfügung, die sie neben der Möglichkeit der Gewährung der üblichen Baukostenzuschüsse in den Stand setzen, Planungskostenzuschüsse an solche Gemeinden zu geben, denen nach Maßgabe der verfügbaren Architektenkräfte die Fortführung oder Inangriffnahme der Planung auch während des Krieges erwünscht und möglich erscheint. Bemerkt sei noch, daß auch das mit besonderer Unterstützung des Reichsministers des Innern seit einigen Jahren, im besonders starkem Maße aber im Rechnungsjahre 1939, durchgeführte Grenzlandprogramm im Osten sowie in einigen Kreisen des Westens und Nordwestens nach Möglichkeit weitergeführt wurde und daß eine stattliche Zahl von im Rahmen dieses Programms erbauten Heimen in den vergangenen Monaten ihrer Bestimmung übergeben werden konnten. Nicht wenige Heime an den Grenzen und im Innern des Reiches haben auch seit Ausbruch des Krieges für vordringliche Zwecke der Wehrmacht Verwendung gefunden.
Während der allgemeine HJ-Heimbau durch den Krieg z.T. eingeschränkt werden musste, liegen die Verhältnisse bezüglich des Baues von Landdienstheimen wesentlich anders. Wie bekannt, wird der Einsatz des Landdienstes der Hitler-Jugend in Gruppen  sog. Dorfgruppen oder Betriebsgruppen – durchgeführt, die in der Regel nicht mehr als 30 Jungen oder Mädel umfassen.
Aus naheliegenden Gründen hat die Unterbringung des Landdienstes von Anfang an allen beteiligten Stellen, insbesondere der Hitler-Jugend große Schwierigkeiten bereitet. Abgesehen von den im Verhältnis zur zahlenmäßigen Bedeutung des Landdienstes nur wenigen neuen Landdienstheimen und brauchbaren Unterkünften gibt es darüber hinaus verschwindend wenige Landdienstlager, die in räumlicher Hinsicht der großen Zukunftsaufgabe des Landdienstes entsprechen. Der Reichsbauernführer hat auf dem Reichsbauerntage 1938 der Jugend des Führers zugerufen, die Tat, die sie mit dem Landdienst aufgenommen habe, werde wohl einmal als eine der geschichtlichsten Taten in diesen geschichtlichen Jahren gewertet werden, und der Reichsjugendführer hat daraufhin an das ganze deutsche Volk appelliert, daß es diesen neuen Versuch einer nationalsozialistischen Erziehung unterstütze. Nicht weniger als 1753 Scharen mit rd. 26000 Jugendlichen wurden daraufhin 1939 im Landdienst eingesetzt. Aus diesem ständig wachsenden Einsatz in Verbindung mit der Entwicklung des allgemeinen HJ-Heimbaues entwickelte sich immer mehr die Einsicht in die Notwendigkeit angemessener Landdienstheime. Die Durchführung des Landdienstheimbaues wurde ebenfalls dem Arbeitsausschuß für HJ-Heimbeschaffung übertragen.
Für den Bau der Landdienstheime wurden zunächst die allgemeinen Arbeitsrichtlinien des Arbeitsausschusses für HJ-Heimbeschaffung verbindlich eingeführt. In den einzelnen Gebieten liegt die Durchführung des Landdienstheimbaues in den Händen des Gebietsbeauftragten für HJ-Heimbeschaffung, der in Verbindung mit dem Gebietsarchitekten und dem Landdienstreferenten des Gebietes die Bürgermeister und die sonstigen beteiligten Stellen zu beraten und zu unterstützen hat. Drei Arten der Landdienstunterbringung haben sich dabei entwickelt:

1. Ausgehend von der regelmäßigen Unterbringung in vorhandenen Räumen der Gemeinden, Gutsbezirke oder einzelner Bauern können diese Räume da, wo sie den Anforderungen entsprechen oder wo sie sich mit verhältnismäßig geringen Mitteln entsprechend herrichten lassen, als sog. Unterkünfte in der bisherigen Weise belassen bzw. ausgebaut und entsprechend eingerichtet werden. Der Arbeitsausschuß hat für diese Unterkünfte, wie für die Heime, Richtlinien und Entwürfe für die innere Ausgestaltung, das Raumprogramm und die Inneneinrichtung herausgegeben.

2. Da der Landdiensteinsatz örtlich wechselt, ergab sich die Notwendigkeit, eine Unterbringung der Landdienstgruppen in abschlagbaren Holzhäusern zu ermöglichen. Erschöpfende Richtlinien für Platzauswahl, Gründung, Gestaltung, Aufstellung, Raumgestaltung usw. dieser Holzhäuser, die nichts weniger als „Baracken“ darstellen, hat ebenfalls der Arbeitsausschuß für HJ-Heimbeschaffung entwickelt, der auch im Benehmen mit den örtlichen HJ-Dienststellen, den Bürgermeistern, Ortsbauernführern, Darlehnskassen usw. und in enger Zusammenarbeit mit der Landdiensthauptabteilung der Reichsjugendführung die Einsatzorte, die Finanzierung im Einzelfalle usw. bestimmt.

3. Die vollkommene Lösung der HJ-Landdienstunterbringung stellt das HJ-Heim in Verbindung mit dem Landdienstheim oder das feste Landdienstheim dar. Der Arbeitsausschuß für HJ-Heimbeschaffung ist daher dazu übergegangen, für solche Heime nicht nur den Bauschein und damit die Bezeichnung und das Symbol „Heim der Hitler-Jugend“ zu verleihen, sondern den Bau derartiger Heime auch geldlich weitgehend zu fördern. Das Verfahren ist im wesentlichen dasselbe wie bei der Errichtung von HJ-Heimen, da ja auch in der Regel beide zusammen erstellt werden. Bauträger für diese Heime ist im allgemeinen die Gemeinde. Die Finanzierung erfolgt in der Weise, daß zu dem von der Gemeinde zu tragenden Baukostenanteil für das HJ-Heim ein verhältnismäßig hoher Zuschuß der Reichsjugendführung gegeben werden kann. Die Finanzierung der Inneneinrichtung übernimmt, wie übrigens auch bei den Unterkünften und den abschlagbaren Holzhäusern, in vielen Fällen die örtliche landwirtschaftliche Genossenschaft bzw. deren Darlehnskasse im Rahmen von Vereinbarungen, die zu diesem Zwecke zwischen dem Jugendführer des Deutschen Reiches und dem Präsidenten des Raiffeisen-Verbandes abgeschlossen worden ist.
Die Durchführung der Landdienstheimbeschaffung ist, wie übrigens auch bei den Unterkünften und den abschlagbaren Holzhäusern, in vielen Fällen die örtliche landwirtschaftliche Genossenschaft bzw. deren Darlehnskasse im Rahmen von Vereinbarungen, die zu diesem Zwecke zwischen dem Jugendführer des Deutschen Reiches und dem Präsidenten des Raiffeisen-Verbandes abgeschlossen worden sind.
Die Durchführung der Landdienstheimbeschaffung ist, wie bereits erwähnt, auch im Kriege vordringlich und im wohlverstandenen Interesse der Erhaltung und Steigerung der Gesundheit und Leistungskraft der deutschen Jugend als einsatzwichtig zu bezeichnen. Aus diesem Grunde hat auch der Reichsminister für Ernährung und Landwirtschaft erklärt, daß er die Einrichtung von Lagern für die Unterbringung von Landdienstgruppen mit Rücksicht auf die derzeitigen Verhältnisse in der Landwirtschaft für wichtig und vordringlich hält und im besonderen die Einrichtung der abschlagbaren Holzhäuser wärmstens begrüßt. Der Reichsbauernführer hat ebenfalls erklärt, daß er diese Aufgabe „als vordringlich und kriegswirtschaftlich (ernährungswirtschaftlich) wichtig“ anerkennt.
Da der Einsatz des Landdienstes ganzjährig erfolgt und die Unterbringungsfrage gerade im Winter besonders brennend ist, muß die Weiterführung dieser Aufgaben mit Beschleunigung erfolgen, Die Reichszentralstelle für die Durchführung des Vierjahresplanes beim Reichsschatzmeister der NSDAP hat infolgedessen auch die rohstoffwirtschaftliche Durchführung dieser Bauten gefördert. In nächster Zeit werden neben den bereits im Bau befindlichen und geplanten festen Landdienstheimen in Verbindung mit HJ-Heimen eine größere Anzahl abschlagbarer Holzhäuser zur Aufstellung kommen. Die Planungsarbeit wird dort, wo aus finanziellen oder arbeitseinsatzmäßigen Gründen die Bauausführung jetzt nicht möglich ist, hinsichtlich der Landdienstheime ebenfalls in vordringlicher Weise weitergeführt. Erfreulicherweise haben sich auch zahlreiche Gemeinden trotz ihrer starken sonstigen Belastung sowie landwirtschaftliche Genossenschaften in vorbildlicher Weise in den Dienst dieses Werkes gestellt. So muß und wird es allen Schwierigkeiten zum Trotze auch gelingen, diese nicht nur schöne und große, sondern auch für alle daran Beteiligten so überaus lockende und interessante Aufgabe der Beschaffung würdiger und zweckentsprechender Unterkünfte und Heime für den Landdienst der Hitler-Jugend auch während des Krieges weiterzubringen.

Quelle: Zentralblatt der Bauverwaltung vereinigt mit Zeitschrift für Bauwesen, Hersg. Preussisches Finanzministerium 60. Jahrgang, Heft 6, 7. Februar 1940, S. 91 - 92

 Textübertragung:  Frau Sieglinde Gentsch
 

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