Die Deutsche Reichspost im neuen Staat


Von Ministerialdirektor Dr. M. Andersch, Reichspostministerium, Berlin 1934


Die nationale Erhebung hat auf allen Gebieten tiefgreifendste Umstellungen und Umwälzungen im Gefolge. Diese Veränderungen geschehen nicht von ungefähr und zufällig, sondern liegen ganz im Wesen der nationalsozialistischen Bewegung, die eine grundlegende Erneuerung des deutschen Menschen an sich und in seinen vieltausendfältigen Beziehungen zur Umwelt herbeiführen will und wird. Die Deutsche Reichspost ist durch ihre Einrichtungen und ihre Betätigung, wie wohl keine andere öffentliche Anstalt, mit jedem Volksgenossen und mit dem Volksganzen verbunden. Die neuen Gedanken müssen sich infolgedessen zwangsläufig auch auf diesem Verwaltungszweig auswirken. Die nachfolgenden Ausführungen sollen einen Überblick darüber geben, in welchem Maße dies bisher geschehen konnte und geschehen ist.
Die Deutsche Reichspost ist ein Reichsunternehmen, eine gemeinnützige öffentliche Einrichtung. Staatspolitische, volkswirtschaftliche, verkehrspolitische, sozialpolitische und kulturelle Gesichtspunkte sind für sie maßgebend, Die Reichspost ist für die Volksgesamtheit da. Ohne sie ist eine geregelte allgemeine Wirtschaftstätigkeit, ein richtiges und ersprießliches Sichauswirken wirtschaftlicher Kräfte schlechterdings nicht denkbar. Ihr Interessenten- und Kundenkreis ist unbegrenzt. Alle Schichten der Bevölkerung haben Anspruch auf gleichmäßige Berücksichtigung, sofern die Verkehrsbedingungen erfüllt sind. Der Wirkungskreis der Reichspost ist an keine geographischen oder politischen Grerizpfähle gebunden. Für sie gilt der alte Hanseaten-Wahlspruch „Mein Feld ist die Welt". Sie verbindet die Länder der Erde miteinander, nicht nur die Völker und Menschen als solche, sondern auch ihre mannigfaltigen Lebensäußerungen, ihre Wirtschaftsbeziehungen.

Die Rückwirkung  der Wirtschaftslage auf die Reichspost

Bei dieser Sachlage nimmt es nicht wunder, daß in weitestem Umfange dynamische Beziehungen zwischen der allgemeinen Wirtschaft — angefangen vom Großunternehmer bis zum Kleinhändler und zur Einzelperson — und der Reichspost bestehen. Die Reichspost ist stark abhängig von der Entwicklung der allgemeinen Wirtschaft und muß deren Bewegungen in der Regel zwangsläufig mitmachen, gleichgültig, ob es sich um strukturelle, saisonmäßige oder konjunkturelle Veränderungen handelt. Die neueste Entwicklung brachte allerdings einen gegen früher etwas abweichenden Ablauf mit sich. Bisher war es bei der Deutschen Reichspost so: bei sinkender Konjunktur folgte sie langsam nach; erst nach 2 bis 3 Monaten machten sich Einnahmeausfälle bemerkbar. Das Ansteigen der Konjunktur trat aber fast durchweg sofort in Erscheinung, ja vielfach bereits schon zu einer Zeit, als die breitere Öffentlichkeit von bevorstehenden Aufstiegsmöglichkeiten kaum Kenntnis hatte.
Diesmal ist es anders. Wir wissen und sehen, daß es der Reichsregierung durch ebenso zielstrebig wie energisch durchgeführte finanzpolitische, steuerpolitische und arbeitsmarktpolitische Maßnahmen in wenig mehr als 10 Monaten gelungen ist, beinahe 21/2 Millionen Volksgenossen wieder in Arbeit und Brot zu bringen und eine Wirtschaftsbelebung einzuleiten, die schon beste Ergebnisse gezeitigt hat. Trotzdem weist der Verkehr der Deutschen Reichspost nur vor verhältnismäßig geringe Besserung auf. Das liegt wohl in der eigenartigen Struktur der diesmaligen Wirtschaftsbesserung. Die Volksgenossen, die in den Arbeitsprozeß wieder eingeschaltet sind, deren Kaufkraft also gestärkt wurde, haben zweifellos zunächst noch andere Bedürfnisse zu befriedigen, als Briefe zu schreiben, Telephongespräche zu führen, zu telegraphieren oder Geld und Gut durch die Post zu verschicken. Auch die Verhältnisse der allgemeinen Wirtschaft selbst erfordern anscheinend zunächst noch nicht eine volle Ausnutzung der postalischen Einrichtungen für den Nachrichten-, Geld- und Kleingutverkehr.

Unter der Wirtschaftskrise der letzten Jahre hatte auch die Reichspost stark zu leiden. Ihre Einnahmen gingen ständig, zum Teil erheblich zurück. Der Haushalt war 1929 in Einnahme und Ausgabe noch mit 2300 Millionen Mi ausgeglichen, 1932 waren es knapp 1700 Millionen^)/; das Endergebnis des lauf enden Rechnungsjahrs wird sicher noch etwas tiefer liegen. Doch ist der Verkehrsrückgang 1933 gegenüber 1932 bedeutend geringer als 1932 gegen 1931, zweifellos ein begrüßenswerter Fortschritt, der begründete Hoffnung auf weitere Erfolge wach werden läßt. Die entscheidende Wendung zum Besseren trat mit der Übernahme der Reichsführung durch unsern Volkskanzler Adolf Hitler ein, wenn auch die Verkehrszunahme seither noch nicht alle Verkehrszweige erfaßt hat und sich nur in einem langsamen Tempo vollzieht. Hervorzuheben ist aber, daß der Grundzug der Entwicklung der Deutschen Reichspost bis in die Gegenwart hinein nicht eine Rückbildung und einen Stillstand, sondern ein organisches Wachstum zeigt. Vor allem sind die Grundlagen der Finanzwirtsichaft trotz aller Rückschläge und Erschwernisse der verflossenen Zeit durchaus gesund.


Die Neugestaltung der Tarife
Wenn es von jeher zu den Wesensaufgaben der Reichspost gehört, Helferin und Förderin der Wirtschaft zu sein, so sieht sie in den Grundsätzen der N.S.D.A.P. die tatkräftige Förderung ihrer Ziele und hält es für eine selbstverständliche vaterländische Pflicht, mit verdoppeltem Eifer und mit voller Hingabe an die Verwirklichung der hohen Absichten des Führers ihre Kräfte einzusetzen für die Volksgesamtheit unter restloser Betätigung des Grundsatzes „Gemeinnutz geht vor Eigennutz". So traf sie innerhalb ihres Wirkungskreises die verschiedensten Maßnahmen, um zur Belebung der Wirtschaft und zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit beizutragen. Dies geschah vor allem auch dadurch, daß im Interesse der Herabsetzung der Unkosten der allgemeinen Wirtschaft die Gebührensätze der Reichspost, soweit es nur irgend möglich war, den neuen Zeit- und Wirtschaftsbedürfnissen angepaßt wurden, sei es durch anderweitige Staffelung, sei es durch Ermäßigung. Die Reichspost betrachtet, wie der geschäftsführende Staatssekretär vor einiger Zeit ausführte, ihre Tarifgestaltung keineswegs als etwas Starres und Unabänderliches, sondern als einen Teil der großen nationalsozialistischen Bewegung, die nicht den Erwerbszweck als die einzig ausschlaggebende Hauptsache ansieht, sondern das Ziel verfolgt, die allgemeine Wirtschaft in den Stand zu setzen, Millionen von Volksgenossen wieder in Lohn und Brot zu bringen. In diesem Sinne ist die Tarifneugestaltung in Angriff genommen.
Im Hinblick auf die finanziellen Schwierigkeiten, die mit der Neureglung verbunden sind, kann die Durchführung aber nur schrittweise vorgenommen werden. So waren auch die zahlreichen Gebührenänderungen und - senkungen des letzten Jahres im einzelnen verhältnismäßig nur geringfügiger Art. Sie befriedigten weite Kreise nicht ganz. Aber es bleibt zu bedenken, daß zum Vorteil von Volk und Reich das finanzielle Gleichgewicht im Haushalt der Reichspost gewahrt bleiben muß, daß die Einnahmen der Reichspost meist nur pfennigweise fließen, daß infolge des Massen verkehr s Tarif ermäßigungen von wenigen Pfennigen im einzelnen vielfach zu Einnahmeausfällen von Millionen im Gesamtergebnis führen. Man schätzt z. B. nicht falsch, wenn man für 1933 die durch Tarif Senkungen herbeigeführten Mindereinnahmen auf 9 bis 10 Millionen ML bemißt; die Gebührenermäßigung von Januar 1932, die wegen ihrer Geringfügigkeit ebenfalls bemängelt wurde, brachte der Reichspost einen Einnahmeausfall von über 130 Millionen Mi. Würde die Reichspost, die bekanntlich ihre Ausgaben aus ihren Einnahmen selbst decken und erhebliche dem Volksganzen zugute kommende Beträge an die allgemeine Reichskasse abführen muß (1932 waren es 13,8 % der Betriebseinnahmen), den angedeuteten Erwägungen keinen Raum lassen, so würde sie sich der Mittel berauben, ihre Betriebe auf einem Stand zu erhalten, der den Bedürfnissen von Wirtschaft und Verkehr gerecht wird. Es würde damit in der Auswirkung für das Volksganze ein Nachteil entstehen, der wesentlich größer wäre als die Vorteile, die Gebührensenkungen dem einzelnen Postkunden bringen können.

Das Arbeitsbeschaffungsprogramm der Reichspost

Als der Führer in seinem programmatischen Aufruf den gewaltigen Plan zur Rettung des deutschen Arbeiters durch einen umfassenden Angriff gegen die Arbeitslosigkeit verkündete, ging die Reichspost unter Zurückstellung aller Bedenken unverzüglich da»an, das ihrige zu diesem heroischen Werke beizutragen. Sie stellte ein Arbeitsbeschaffungsprogramm in Höhe von 76,6 Millionen ML auf und leitete seine Durchführung sofort ein. Der größte Teil der Summe entfällt naturgemäß auf das Fernmeldewesen, und zwar 54,9 Millionen RM. Von diesem Betrag sollen verwendet werden:
13,7 Millionen  für technische Einrichtungen (Selbstanschluß-Anlagen, Fernämter, Verstärkerämter); 28,4 Millionen  für den Ausbau der Orts- und der Fernleitungsnetze .sowie für Seekabel und Kabelkanäle;
7,7 Millionen  für das Fernkabelnetz;
1,0 Millionen  für Kraftfahrzeuge im Telegraphenbau- und -Störungsdienst,
2,5 Millionen  für den Rundfunk;
1,3 Millionen  für das Telegraphenwesen,
0,3 Millionen  für die Beschaffung von Münzfernsprechern, Werkzeugmaschinen.
 

Das Hochbaugewerbe ist an dem Arbeitsbeschaffungsprogramm mit 13,5 Millionen RM beteiligt, vorgesehen sind Neu-, Um- und Erweiterungsbauten für Post-, Kraftpost-, Fernsprech- und Funkzwecke sowie Bauarbeiten auf dem Gebiete der Wohnungsfürsorge, ferner Instandsetzungen für Dienst- und Wohngebäude. Auf den Fahrzeugbau entfallen, abgesehen von den bereits genannten Kraftfahrzeugen für den Telegraphenbau- und - Störungsdienst, weitere Aufträge in Höhe von 5,5 Millionen  und zwar 1,6 Millionen  für den Bau von Bahnpostwagen und 3,9 Millionen RM für den Bau von Kraftomnibussen sowie Land- und Ortskraftwagen. Schließlich werden 2,7 Millionen RM  für die Anschaffung von Möbeln, Buchungsund Rechenmaschinen, Wertzeichengebern, Geldschränken und sonstigen Geräten verausgabt.
Auf die einzelnen Gewerbegruppen verteilt ergibt sich
etwa folgendes Bild:
Industrie der Steine und Erden   ...      3,5 Millionen
Maschinen-, Apparate- u. Fahrzeugbau     7,5    Millionen
Fernmeldetechnische Apparate u. Einrichtungen 18,4  Millionen    
Kabel- und Leitungsbau einschl. Baustoffe   21,7  Millionen     
Holzgewerbe 0,8        „„
Baugewerbe24,0        „„
(davon: rd. 13,5 Millionen  Hochbau u. rd. 10,5 Millionen Tiefbau)
Sonstige Gewerbe 0,7     Millionen  

Unter Hinzurechnung des Papen-Programms von 1932 (34 Millionen), das sich erst von Januar 1933 an auswirkte und auch jetzt noch nicht ganz abgewickelt ist, ergibt sich, daß die Reichspost 1933 mit ihren zusätzlichen Aufträgen der allgemeinen Wirtschaft es ermöglicht hat, bis Ende Oktober rd. 8000 Arbeiter neu einzustellen und 24000 Arbeiter weiter zu beschäftigen, die sonst entlassen worden wären. Die Reichspost konnte die erforderlichen Gelder für das zusätzliche Arbeitsbeschaffungsprogramm für 1933 aus dem laufenden Haushalt nicht bereitstellen; die Aufnahme einer Anleihe erwies sich als unmöglich. Die Finanzierung erfolgte daher im Wege des Wechselkredits, ein Verfahren, das auch vom Reich bei der Durchführung seines eigenen großen Arbeitsplans angewendet wird. Die Wechselforderungen werden in den Rechnungsjahren 1934 bis 1938 mit je 1/s eingelöst; die nötigen Gelder werden im Posthaushalt aufgebracht werden.

Die Durchführung des Arbeitsbeschaffungsprogramms

Bei der Auswahl der Aufträge hat sich die Deutsche Reichspost von dem Bestreben leiten lassen, in erster Linie dafür zu sorgen, daß möglichst viele arbeitslose Volksgenossen mit größter Beschleunigung in den Arbeitsgang wieder eingeschaltet und der Not und Verzweiflung entrissen werden. Es sind daher vorzugsweise solche Arbeiten vergeben worden, die bereits genügend vorbereitet waren oder deren Vorbereitung nur kurze Zeit beanspruchte. Auf diese Weise ist es gelungen, über 80 % der Aufträge bereits bis Anfang Dezember 1933 zu vergeben. Aus denselben arbeitspolitischen Gründen werden den Lieferern und Unternehmern bei der Vergebung von Aufträgen bestimmte Verpflichtungen auferlegt, z.B. keine Überstunden, im allgemeinen keine Verlängerung der Arbeitszeit, Bevorzugung von langfristigen Erwerbslosen, ebenso von Kinderreichen, Familienernährern, von Mitgliedern der S. A., S. S., des Stahlhelms, von Kriegsbeschädigten und Angehörigen der Technischen Nothilfe. Deutschen Firmen, deutscher Arbeit, deutschen Stoffen ist der Vorrang einzuräumen, ebenso wie auf den in der Wiederentwicklung begriffenen gewerblichen und handwerklichen Mittelstand besondere Rücksicht zu nehmen ist. Auch hat die Reichspost, um tunlichst einen Rückschlag in der Bekämpfung der Arbeitslosigkeit hintanzuhalten, Vorsorge getroffen, daß in den Wintermonaten die Arbeitsgelegenheiten erhalten bleiben, und so die fortlaufende Weiterbeschäftigung sowohl ihrer eigenen Arbeitskräfte als auch die der Industrie-, Handels- und Gewerbebetriebe ermöglicht wird. Im übrigen ist das Beschaffungswesen der Reichspost auch in regionaler Hinsicht stark aufgeteilt. Alle Landesteile werden berücksichtigt, soweit es nur irgend angängig ist. Mit der Ausgleichstelle der Länder und den Landesauftrag- Stellen besteht enge Zusammenarbeit. Den Grenzbezirken wird besondere Aufmerksamkeit zugewendet. So konnte z. B. in diesem „Ostlandjahr" die „Insel Ostpreußen" mit Aufträgen besonders gut bedacht werden.
Aus wirtschaftspolitischen Gründen sieht sich die Reichspost in voller Übereinstimmung mit den Absichten der Reichsregierung veranlaßt, die Preisbewegung genau zu verfolgen und gegen ungerechtfertigte Preiserhöhungen nachdrücklich Front zu machen. Die Reichspost wünscht keine Schleuderpreise, wohl aber peinlichste Beachtung des Grundsatzes: beste Ware zu angemessenen Preisen. Da die Reichspost sich bei ihren Ausgaben nach der Decke strecken muß, haben Preiserhöhungen zwangsläufig eine Kürzung der Aufträge zur Folge, eine Tatsache, die für die Volksgesamtheit doppelt nachteilig ist. Einmal werden die Arbeitsmöglichkeiten für die Volksgenossen beschränkt, dann aber können die von der Reichspost im Interesse des Volksganzeh für nötig' gehaltenen Aufwendungen nicht in ausreichendem Maße vorgenommen werden.

Verkehrserleichterungen und Betriebsverbesserungen

In das Gebiet des Kampfes um die Gesundung der allgemeinen Wirtschaft fallen auch die mannigfachen Verkehrserleichterungen und Betriebsverbesserungen, welche die Reichspost zum Zwecke einer bestmöglichen Ausgestaltung der für sie in Betracht kommenden Mittel und Wege im Inlands- und Auslandsverkehr dauernd durchführt. Gerade hier zeigt es sich, daß die Reichspost kein Kaufmann ist, weder im rechtlichen noch im tatsächlichen Sinne. Denn wäre sie Kaufmann, so dürfte sie im allgemeinen nur einträgliche Betriebszweige unterhalten, dagegen keine Zuschußbetriebe (Drucksachenverkehr, Zeitungsbetrieb, Telegraphie). Die Überschüsse einzelner Betriebe werden zur Unterstützung notleidender Einrichtungen verwandt.
Um nur eins zu erwähnen: Die Landkraftposten sind nicht auf Gewinn abgestellt, sondern werden vielmehr nach dem Gesichtspunkt des Gemeinnutzes und des Dienstes an Volk und Land betrieben. Es werden nicht nur die dichter bevölkerten, lohnenden Gebiete, sondern auch die schwach besiedelten Reichsteile, namentlich auch die Grenzlande, dem Verkehr erschlossen. Eine große Zahl der Kraftposten dient dazu, als Zubringerlinien der Bevölkerung abseits der Eisenbahn bequeme Reisemöglichkeiten und zweckentsprechende Versendungsgelegenheiten zu verschaffen. Die Überlandkraftposten versorgen mehr als 10 Millionen Landbewohner und sind so ein wirksames Mittel, die auch von der N.S.D.A.P. dringend angestrebte Verbundenheit von Stadt und Land zu vermehren und zu stärken. Billige Preise und besondere Vergünstigungen für Berufstätige, Schüler, Blinde, Schwerkriegsbeschädigte, Teilnehmer an nationalsozialistischen Sportlehrgängen und am freiwilligen Arbeitsdienst tragen den Bedürfnissen der

Volksgemeinschaft Rechnung. Der Luftpostverkehr wird mit allem Nachdruck vorwärts getrieben, da er für die
Schnellbeförderung von Postsendungen unentbehrlich ist. ~Es werden nicht nur die regelmäßigen Verkehrsflüge, sondern auch besondere Reichspostlinien, meist Nachtflüge, eingesetzt; die Abendauslieferung in den an das Nachtflugnetz angeschlossenen Orten gelangt noch mit der ersten Zustellung an den Zielorten in die Hand der Empfänger. Für 1934 wurden alle Vorbereitungen getroffen zur Aufnahme eines regelmäßigen Flugpostdienstes nach Südamerika. Als Stützpunkt für die deutschen Flugboote in der Mitte zwischen Afrika und Südamerika wird der auf hoher See verankerte deutsche Dampfer „Westfalen" dienen,
Die Aufhebung des Apparatbeitrags erleichtert die Wiedereinrichtung und Neueinrichtung von Hauptanschlüssen; ein billiges „Werbetelegramm" und der weitere Ausbau des „Fernsprechkundendienstes" brachten der Geschäftswelt erwünschte Vorteile.
Daß die Reichspost der Vervollkommnung ihrer technischen Einrichtungen auch auf allen anderen Gebieten die größte Sorgfalt zuwendet, versteht sich von selbst. Zwar konnten die Mechanisierung und Automatisierung des Betriebs aus arbeitsmarktpolitischen Gründen und im Hinblick auf den immerhin noch geringen Verkehrsumfang nicht in dem Maße weitergeführt werden, wie in den Zeiten der letzten Hochkonjunktur. Sie werden aber nur insoweit abgestoppt, als es für die Reichspost wirtschaftlich noch vertretbar, und in den internationalen Schnellnachrichtenbeziehungen ein Zurückbleiben Deutschlands ändern Ländern gegenüber nicht zu befürchten ist. Längerer Stillstand wäre hier in jedem Fall ein verhängnisvoller Rückschritt. Allein im reinen Post- und Postscheckdienst werden zur Zeit mehr als 21 000 Maschinen, darunter 11 500 Schreib-, Vervielfältigungs- und Druckmaschinen und 7700 Maschinen für Buchungs- und Rechenarbeiten verwendet.
Mit wachsamstem Auge und mit größter Zähigkeit werden die technischen Fortschritte für das Fernmeldewesen ausgenutzt. Im Reichspostzentralamt, Berlin, wird in Zusammenarbeit mit leistungsfähigen Firmen und mit den Technischen Hochschulen wertvolle wissenschaftliche und technische Arbeit geleistet. Vor kurzem wurde der Fernschreibverkehr auf Telegraphen- und Fernsprechleitungen eingerichtet zu dem Zweck, die unverkennbaren Vorteile des unmittelbaren Austausches eiliger Nachrichten weiten Kreisen nutzbar zu machen, und damit den beginnenden wirtschaftlichen Aufstieg zu fördern.
Die Bildtelegraphie und der Rundfunk standen in besonderem Maße unter den Einwirkungen und ' Auswirkungen der nationalen Erhebung. Die iii
Deutschland während des letzten Jahres sich abspielenden großartigen nationalen Ereignisse boten der Presse einen besonderen Anreiz für die Übermittlung von Bildtelegrammen an Zeitungen in aller Welt. Zu den bisherigen öffentlichen Bildstellen (Berlin, Frankfurt [Main] und München) wird in nächster Zeit eine vierte in Köln treten.
Die durch das Reichsministerium für Volksaufklärung und Propaganda energisch und umfassend geförderte Anteilnahme der Bevölkerung an
dem eindrucksvollen politischen Geschehen des letzten Jahres führte zu einer geradezu stürmischen Entwicklung des Rundfunks. Vom Januar bis zum Dezember stieg die Zahl der Rundfunkteilnehmer um rd. V2 Million. Zu diesem Aufschwung trug mit der Umstand bei, daß von der Reichspost durch kostenlose Feststellung der Rundfunkstörungen und durch Beratung planmäßig dahin gearbeitet wurde, einen möglichst störungsfreien Funkempfang zu gewährleisten. Die Parolen des nationalsozialistischen Staates „Der deutsche Rundfunk dem deutschen Volk" und „Der Rundfunk in jedes deutsche Haus" lassen sich nur dann verwirklichen, wenn der Empfang der deutschen Rundfunksender mit billigen Röhrengeräten mit Lautsprecher möglich ist.
Vorbedingung hierfür ist ein möglichst vollkommen ausgebautes Rundfunknetz. Die Reichspost hat daher eine wesentliche Verstärkung der Großrundfunksender Leipzig, Mühlacker, München, Berlin, Hamburg, Langenberg, Breslau und Heilsberg teils bereits durchgeführt, teils für die nächste Zeit geplant, vgl. Abb. 2. Eine neue Antennenform bringt eine Verbesserung der Empfangsfeldstärke im Bodenwellenbereich um etwa 20 %. Auch der Deutschlandsender wird eine gesteigerte Leistung von 150 kW erhalten. Die zahlreichen Zwischensender sollen
675000 Stück abgesetzt.
Bezüglich des Personalwesens sei zunächst bemerkt, daß die Reichspost die Absichten der nationalsozialistischen Staatsführung bezüglich der Hebung der Volksgesundheit durch körperliche Ertüchtigung breitester Schichten als Arbeitgeberin mit Freuden aufgenommen hat. Durch die verschiedensten Vorkehrungen  werden die Sport- und sonstigen Leibesübungen der Arbeiter, Angestellten und Beamten mit allen Mitteln gefördert. Im weiteren wurden Beamte, die wegen ihrer Betätigung für die nationalsozialistische Erhebung in
früheren Jahren zurückgesetzt worden waren, wieder zu Ehren gebracht. Das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums gab der Verwaltung die Möglichkeit, sich von nicht mehr volleistungsfähigen oder sonst ungeeigneten Kräften ohne langwieriges Verfahren zu befreien und einen Beamtenkörper zu schaffen, der im nationalsozialistischen Sinne unbedingt zuverlässig ist und jederzeit rückhaltlos hinter der Regierung steht. Nur ein solches Personal ist für die Reichspost brauchbar, hat sie doch als staatliche Nachrichtenvermittlungsanstalt, als Glied des allgemeinen Geld- und Kreditverkehrs, als Großverbraucherin und als Arbeitgeberin großen Maßstabes wertvollste Güter der gesamten Nation zu betreuen. Das Personal folgt in allen Sparten der Führung im Geiste hingebendster Pflichterfüllung.
zu drei Gleichwellennetzen zusammengefaßt und mit schwundvermindernden Antennen versehen werden. Für den Weltverkehr ist in Zeesen bei Königs Wusterhausen ein zweiter Kurzwellensender mit Richtstrahlantenne für die Versorgung von Südamerika, Afrika und Ostasien errichtet worden. Auf diesem Wege wird weiter fortgeschritten werden, so daß in kurzer Zeit die deutsche Stimme in der Überseewelt einwandfrei gehört werden wird, ein für die Verbreitung des nationalsozialistischen Gedankengutes erstrebtes Ziel von allergrößter Bedeutung.
Auch beim F e r n s e h e n ist eine äußerst lebhafte Entwicklung festzustellen. Auf der 10. großen deutschen Funkausstellung in Berlin, die ganz im Zeichen der neuen Zeit stand und als hervorragendes Merkmal der technischen Entwicklung und der Gesamteinstellung zum Rundfunk u. a. den billigen Volksempfänger VE 301 brachte, wurden postseitig Fernsehbilder vorgeführt, die in 180 Bildzeilen, früher 90, aufgeteilt waren. Was deutsche Technik allein im letzten Jahre auf dem Fernsehgebiet geleistet hat, ist so verheißungsvoll, daß die Entwicklung billiger Fernsehvolksempfänger nur noch eine Frage der Zeit ist. Die Reichspost im Dienste der nationalen Regierung
Die Reichspost stellte sich mit ihren umfangreichen Betriebs- und Verwaltungseinrichtungen voll und ganz in den Dienst des neuen Staates gelegentlich der großen nationalen Kundgebungen, Feiern und Volksfeste, sowie der Reden des Führers und seiner Mitarbeiter. Alle organisatorischen und technischen Mittel wurden mit dem erforderlichen sachkundigen Personal für die Veranstaltungsleitung, für die Presse, die Ehrengäste, die Tribünenbesucher, die Polizei, die Telefunken-Großlautsprecheranlagen   sowie   für die ungeheuren Teilnehmermassen   eingesetzt.
Es seien nur einige wenige   stichwortartige Angaben gemacht. Überall: Einrichtung besonderer Telegraphen- und Fernsprechanstalten an den Anmarschstraßen und auf den Sammelplätzen, Herstellung besonderer Schnellpostverbindungen, besonderer Orts- und Fernleitungen, besonderer Fernsprechzellen, so z. B. in Potsdam 70, in Tempelhof 40. Am 1. Mai, dem Feiertag der nationalen Arbeit: Fernsprechleitungsnetz über das ganze ausgedehnte Festgelände, Verlegung von 300 km Kabelleitungen für die Schwachstromanlagen der Reichspost. Für die Verbreitung der Reden stand das umfangreiche Rundfunkleitungsnetz der Reichspost mit einer Gesamtlänge von 7 500 km zur Verfügung, wobei noch rund 6 500 km als Ersatz für Störungen bereitgestellt wurden. Für den Parteitag in Nürnberg beanspruchte der Rundfunk rund 180km Leitung. Ferner wurden 50 Mikrophon- Anschlußstellen im ganzen Stadtgebiet errichtet, und für die große Laütsprecheranlage über 12 km besondere Kabel verlegt. Es wurde ein besonderes Schmuckblattelegramm herausgegeben, das die Symbole der nationalen Erhebung zeigt, vgl. Titelbild; aus dem auf dem Parteitag erzielten Erlös wurden 7 000 RM der „Stiftung für Opfer der Arbeit" überwiesen. Das auch jetzt noch im Gebrauch befindliche Telegrammformblatt erfreut sich bei der Bevölkerung großer Beliebtheit.
Ähnliche Sonderanlagen wurden zum Erntedankfest auf dem Bückeberg am 1. Oktober geschaffen. Für die Wahlrede des Führers am 10. November aus Berlin- Siemensstadt, die nach der Anordnung der Reichsregierung in allen Betrieben und Geschäften durch Rundfunk wiedergegeben werden sollte, hat die Reichspost ihre gesamten Einrichtungen aufgeboten und die Aufstellung der Lautsprechereinrichtungen mit Rat und Tat unterstützt. Die Reichspost beteiligt sich mit aller Kraft an der Durchführung der Wohlfahrtsmaßnahmen der nationalen Regierung, indem sie ihre über das ganze Reich ausgedehnten Einrichtungen für Sammlungen oder Werbezwecke zur Verfügung stellt. So nehmen z. B. die Postanstalten Spenden für die „Stiftung für Opfer der Arbeit", für das Winterhilfswerk der N. S.- Volkswohlfahrt entgegen. Zugunsten des Winterhilfswerks werden an den Schaltern Briefverschlußmarken verkauft und Sammelbüchsen für den Winterpfennig aufgestellt. Lastkraftwagen mit Führern werden zur Einsammlung von Lebensmitteln und andren Spenden kostenfrei hergegeben. Durch kostenlose Verteilung eines Aufrufs der N.S.- Volkswohlfahrt an die Postscheckkunden, konnten mehrere Millionen RM für die Winterhilfe gewonnen werden. Bei den größeren Postämtern drucken in allen Teilen des Reichs 93 Brief Stempelmaschinen neben dem Aufgabestempel die Werbeinschrift ab: „Bekämpft die Arbeitsnot, kauft deutsche Ware", 47 Maschinen: „Spendet für die nationale Arbeit", 66 Maschinen: „Kämpft gegen Hunger und Kälte", 67 Maschinen: „Gebt zur Winterhilfe! Helft!", 67 Maschinen: „Übt nationale Solidarität!
Gebt! Helft!." und 44 Maschinen: „Luftschutz ist nationale Pflicht, werdet Mitglied im Luftschutzbund". Im Oktober haben 75 Maschinen die Inschrift abgedruckt „Rollende Mark macht Handwerk stark! Deine Hand dem Handwerk! 15. bis 21. 10. 1933". Der bevölkerungspolitische Aufklärungsdienst der Reichsregierung wird durch die Reichspost weitgehend unterstützt. 22000 Plakate des sogenannten Dreimonatsplans wurden bei den Postanstalten und an Fahrzeugen ausgehängt; von den Druckschriften wurden allein im September etwa

Quelle: VDI - Zeitschrift , Band 78, 27.1.1934, S 125 - 128
 

Benutzerdefinierte Suche
 

Postsicht 1934

Zur Sitemap