Der Hochbunker (Luftschutzbunker) Haldenstraße hatte die Bauwerksnummer bzw. auch Aktennummer 20. Die Ursprungs- Planung des Hochbunkers  Haldenstr. entstand in der Zeit der I. Welle und sah eine Belegung von 1100 Personen vor. Da sich nach der Baustelleneinrichtung der Baubeginn etwas hinauszögerte und zwischenzeitlich das Sparprogramm auf Hochtouren lief, wurden die Pläne noch einmal überarbeitet. In der Übergangsphase zur II. Welle fand sowohl der Erdaushub statt, als auch eine die Umkonstruktion zum II. – Welle –Bunker mit  2 m Wand – und Deckenstärke und einer „sparsamen“ Verwendung von Eisen. Hierzu besichtigten der Baurat Wunderlich und der Architekt Hamman am 3.7.42 die Baustelle.

In der Korrespondenz mit dem RM Speer erfolgte ein Nachtrag am 27.7.42 zum Schreiben v. 10.7.42 mit dem Hinweis, dass die Decke auch 2,50 m stark sein könne.

Lt. OB - Meldung v. 31.7.44 in Sachen Mindestbauprogramm war die Bau-Fertigstellung zum 31.12.44 geplant. Die Baufertigstellung beinhaltete allerdings weder Anschlüsse, Sanitäreinrichtungen, Lüftung oder sonstige Ausstattung bzw. Technik. Geplant war ursprünglich eine Kapazität von 1100 Personen, die aber im Rahmen der Umkonstruktion auf 1400 Personen erhöht wurde.

Durch die Betonfreigabe konnte der Bunker sofort nach der Ausschalung der bombensicheren Decke als Schutzraum genutzt werden.  Zeitzeugen berichteten, dass diese Anlage ständig überbelegt war und bereits nach kurzer Aufenthaltsdauer die Luft stickig und warm gewesen sei. Genannte Zahlen lagen zwischen 2000 und 6000 Personen, die in dieser Anlage Schutz suchten.

Durch den eingetretenen Fachkräftemangel verzögerte sich die Baumaßnahme. Die mehrfache Anforderung von Arbeitskräften und Fortschritts-Meldungen, die im Inhalt auch den Fachkräftebedarf erkennen lassen, weisen darauf hin, dass die Baustelle ständig unterbesetzt war und somit wiederum der Fertigstellungstermin nicht eingehalten wurde.

In einer Materialaufstellung wurden folgende Mengen aufgeführt: Lieferung von 189 t Eisen, 250 m³ Holz, 3573 t Zement und 57000 Ziegelsteine. Ein weiterer Bedarf von Baumaterial wurde am 31.7.44 noch angefordert. Der weitere Bedarf lag bei 140 t Zement, 5000 Ziegelsteinen und 100 m³ Sand. Der Bunker wäre zu 95 % fertig, es handle sich nur noch um Ausbauarbeiten.

Vorgesehen war, dass der Bunker mit einem Arzt- und Entbindungsraum ausgestattet werden sollte und im EG ein ÖSSR für Passanten. Besonders außergewöhnlich war, dass hier ein Tresorraum für die Auslagerung wichtiger Unterlagen installiert werden sollte.

Im Rahmen der Baustelleneinrichtung wurde „hinter der Baustelle“ ein provisorischer Luftschutz in Form eines Luftschutzstollen oder Deckungsgraben erstellt. Die Anlage wurde später als LSR „hinter dem Bunker“ bezeichnet.

In der Nachkriegszeit 1954 tauchte dieser ehemalige „Bauarbeiter- Luftschutz“  wieder in den Akten auf, weil hier ein Kind tödlich verunglückte. Wegen diesem Unfall fand eine Bestandsaufnahme im gesamten Bereich Bochum statt, bei der alle damalig bekannten Gefahrenstellen wie z.B. Löcher, Stolleneingänge und Schächte in Karteikarten festgehalten wurden.  So kamen erstmalig konzentriert Kenntnisse aus dem Untergrund zustande. Rund 1400 LS- und Bergbau-Objekte wie auch offene Tagesbrüche oder Kanalschächte wurden so registriert.

Nach Beendigung des Krieges wurde der Bunker zunächst als zentrale Sammelstelle und Möbellager genutzt. Im Rahmen der Trümmerbeseitigung wurden hier aufgefundene brauchbare bzw. verwertbare Möbel, Kleidung und technische Geräte zwischengelagert. Bis ca. 1973 nutzte das THW den Bunker. In den 80er bzw. 90er Jahren probte eine Musikgruppe in dieser Anlage. Bis vor kurzem war die Anlage teilweise noch an eine Firma vermietet.

Allgemein

Die Erstbegeher des SBB konnten sofort nach dem Betreten der Anlage feststellen, dass dieser Bunker nicht fertiggestellt wurde. Innenausbauten sind nur minimal erfolgt und in keiner Etage zu Ende geführt worden. Raumabmauerungen sind nur in zwei Etagen und dort nur zu 25% erfolgt, Der Estrich bzw. Bodenbelag der Flure ist nur teilweise eingebaut. Stellenweise sind in dieser Anlage sogar noch Schalungsreste vorhanden.

Eine provisorische Baustellen - Beleuchtung ist stellenweise noch sichtbar. In dieser LS-Anlage konnten weder behelfsmäßig eingerichtete sanitäre Anlagen noch fertige luftschutztechnische Einbauten  nachgewiesen werden.

Der Einbau von normgerechten gasdichten Türen ist nie erfolgt. Entsprechende Aussparungen zur Befestigung der Rahmen sind zwar im Rahmen der Schalungs- bzw. Betonarbeiten berücksichtigt worden, wurden aber nicht genutzt. Im Eingangsbauwerk Zechenstr. Befindet sich ein 5 cm Rolltor mit zusätzlicher Notausstiegstür. Erdgeschoss und Kellergeschoss sind neuzeitlich elektrifiziert bzw. beleuchtet.

Baubeschreibung

Es handelt sich bei diesem Bauwerk in der Ausführung um eine Anlage der II. Welle. Das Bauwerk ist ohne Splitterschutz bzw. Eingangsbauwerk und ohne Anbau mit den Außenmaßen von 46,76 m  x 16,39 m der größte Bochumer Hochbunker. Die eigentliche Nutzfläche liegt nach Abzug der Schleusen, Treppenhäuser und Funktionsräume bei 25,95 x 11,68 m. In der Breite wird das Bauwerk durch die tragende Längs-Scheibe in zwei Hälften unterteilt.

Eine Zisternenanlage wurde im UG festgestellt. Diese wurde innerhalb des LS-Bereiches installiert. Das Speichervolumen liegt bei ca. 2 x 20 m³ . Wegen vorhandenem Schlamm wurde die Zisterne nicht befahren. Der nebenliegende Pumpenraum und eine gesichtete Kolbenpumpe zeigen, dass der Bunker auch eine eigene Wasserversorgung hatte. Vermutlich befand sich hier sogar eine Brunnenanlage. Das Bauwerk hat zwei Treppenanlagen mit je zwei gegenläufigen Treppengängen. Einige sind abgemauert. Beschädigungen durch Kriegseinwirkungen konnten nicht festgestellt werden.  Der rückseitige Anbau war zum Schutz der Kampfstoffbelüftungsanlage vorgesehen. Zwei Luftkanäle führen aus dem Anbau direkt  in die vorgesehenen Lüfterräume des Untergeschosses. Weiterhin führt der Frischlufteinlass im Anbau durch eine Kaminführung ebenfalls in das Untergeschoss. Im Untergeschoss befinden sich mehrere Funktionsräume. Ein Kohlenkeller mit Schüttrutsche, ein Heizungsraum mit Kamin, ein Maschinenraum für die Zentralbelüftung und der geplante Tresorraum. Maschinen- oder Geräte- Einbauten sind und waren keine vorhanden. Die Entwässerung müsste soweit noch funktionieren. Das Erdgeschoss ist die einzige Etage, die bedingt durch die Schleusenwandungen von den Raumstrukturen aller anderen Etagen abweicht. Im 1. OG Südseite ist ein Maschinensockel zur Aufstellung eines Notstromaggregates vorbereitet. Im 2. OG sind keinerlei Innenausbauten erfolgt. Das oberste Stockwerk ist betonfertig belassen. Bombeneinschläge sind nicht nachweisbar. Die Belastungsfähigkeit der Zwischendecke UG – EG liegt mindestens bei 500 Kg/m2 und kann vermutlich bis 1000 Kg/m² oder darüber reichen (Gesamtarmierung der Decke konnte nicht ermittelt werden). Die Belastungsfähigkeit der Zwischendecke EG – 1. OG –2.OG liegt bei ca. 500 Kg/m² Es sind 2 Deckendurchlässe unterschiedlicher Größe für den ehemals dort befindlichen Lasten- bzw. Materialaufzug vorhanden. Nachträglich wurde im Eingangsbauwerk Zechenstr. eine Rampe zum Be- und Entladen aufgemauert und betoniert. Der Einbau wurde so gestaltet, dass von der Rampe aus durchgängig das Erdgeschoss mit rollenden Transportgeräten befahren werden kann. Da es sich hier praktisch nur um einen Rohbau handelt, der nur wegen der Betonfreigabe genutzt wurde, war der Bunker zu keinem Zeitpunkt als Luftschutzbau sicher. Eine Gassicherheit konnte nicht hergestellt werden, ebenso wenig war eine funktionierende Frischluftversorgung vorhanden.  Durch die fehlenden Schleusentüren hätten auch Personen zu Schaden kommen können, wenn im direkten Bereich der Eingangsbauwerke eine Bombe explodiert wäre. Der Luftstoß hätte, kanalisiert durch den Splitterschutz, auch Wirkungen nach der Schleuse im inneren Bereich haben können. Eine Luftmine in diesem Bereich hätte zahlreiche Todesopfer im Erdgeschoss zu Folge gehabt.  Wegen der fehlenden Zwangsbelüftung ist anzunehmen, dass der Aufenthalt von 1400 Personen nach ca. 1 Stunde große Probleme bereitete. Bei den genannten Überbelegungen von mehr als 3000 Personen oder gar 6000 Personen wäre die Luft bereits nach 30 bzw. 15 Minuten so weit verbraucht, dass sich wahrscheinlich  Ohnmachtsanfälle u. dergl. in größerem Umfang ereigneten. Wie hier Regelungen und Hilfsmaßnahmen eingeleitet wurden bzw. Erleichterung bei Großangriffen verschafft und Behelfsmaßnahmen getroffen wurden, ist derzeit nicht bekannt. Es besteht noch weiterer Recherchebedarf.

Dieser Luftschutzbunker wurde im Rahmen des SBB - Vereinszweckes  dokumentiert von Michael Ide und Wilfried Maehler

Zwischenzeitlich wurde dieser Bunker verkauft und ist nun Spielfläche für "Memoria"

 

Einblick in den Vorbau, die Schleusen, Treppen und auf die statischen Scheiben

Detailansicht - Der Schleusendurchgang

Überblick über das Erdgeschoss

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