Über 60 Jahre nach Kriegsende befinden sich noch unzählige Kriegsaltlasten in Form von Bomben - Blindgängern im Boden der angegriffenen, bzw. bombardierten Städte, Gemeinden und Betriebe. Die Suche nach Kriegsaltlasten in Form von Blindgängern erfolgt i.d.R. durch Luftbildauswertung und historischen Erkundung zur Feststellung, ob ein Bereich mit Kampfmitteln belastet ist. Hierzu dienen Berichte über Kampfhandlungen, Bombardierungen und Berichte früherer Kampfmittelfunde. Des weiteren hat sich auch die Auswertung von Luftbildern bewährt. Aber auch durch gezielte Untersuchungen vor Ort können Blindgänger lokalisiert werden.
Die Suche nach Blindgängern findet in Bereichen der Industrie und in Bereichen von Gleisanlagen (z.B. Verschiebebahnhöfe) unter erschwerenden Umständen statt. Hierbei besteht aber die Möglichkeit, Suchbereiche einzugrenzen, bzw. gezielte Untersuchungen zu tätigen.
Die Luftbilder der Werksanlagen der des Bergbau, der Eisen - und Stahlindustrie, sowie anderer kriegswichtiger Betriebe zeigen i.d.R. hauptsächlich, ob und wie massiv ein Werk angegriffen, bzw. bombardiert wurde. Die Beurteilung der Flächen über eventuell vorhandene Kriegsaltlasten hingegen wird besonders dadurch erschwert, wenn
keine zeitnahen Luftaufnahmen nach den Bombardierungen erfolgten. Zudem wird die Sichtung von möglichen Einschlägen durch Licht - und Schatteneinwirkung ebenso unklar, hervorgerufen durch bauliche Veränderungen (Luftschutzmaßnahmen) und schließlich auch durch Wetterbedingungen (z.B. Wolken) und künstliche Einflüsse (z.B. rauchende Schlote)
Ergänzend zu der reinen Luftbildauswertung sind Kenntnisse über bauliche Gegebenheiten. hier sind zu unterscheiden
zu 1) Auf Lagerflächen für Schwellen, Grubenholz, Schienen , Rohre usw. ist aus der Luft kaum erkennbar, ob abgeworfene Bomben nicht zündeten. In vielen Fällen war kein fester Bodenbelag vorhanden, so daß hier Gefährdungspotential in Form von Blindgängern besteht
zu 2) Einschläge von Blindgängern sind nicht immer erkennbar, weil diese beim Durchschlagen von z.B. dünnen Blech oder Holzdächern nur relativ kleine Löcher hinterlassen, die auf den Luftbildern auch schwer zu erkennen sind oder sogar durch ungünstigen Lichteinfall in einer “weißen” Fläche unsichtbar werden
zu 3 ) Auch wenn Dachdurchschläge sichtbar sind, ging man lange Zeit davon aus daß in den Hallen keine Blindgänger vorhanden sein könnten. In der Praxis jedoch drangen Bombenblindgänger auch in die Böden ein, da die üblichen Holzböden, bestehend aus Vierkant - Holzpflöcken, den Bomben keinen Aufschlagwiderstand bieten konnten. Teilweise wurden die Einschlagstellen als Beschädigungen durch Splitter angesehen und deswegen lediglich ausgebessert
zu 4 ) Einschläge in Betondächern waren kurzfristig auf LB (Luftbildern) leichter zu lokalisieren, weil diese mit Holzlatten und Brettern zunächst notdürftig geflickt wurden. Durch den gegebenen Durchdringungswiderstand war man in der Lage die Blindgänger auf oder in den Betonböden quasi “aufzusammeln
Somit ist es möglich, sich bei der Ermittlung der Kriegsaltlasten auf potentielle Flächen zu konzentrieren, setzt aber voraus, daß die ehemalige Bebauung bekannt , kartographisch erfaßt und auf die neuzeitlichen Gegebenheiten georeferenziert übertragen wurde. Hierzu gehören auch Kenntnisse über den Aufbau und die Funktion der Bauten
Bild: Bei Baggerarbeiten wurde vermutlich der Zünder ausgelöst Auswirkungen eines Blindgängers vom 19.9.2008 auf dem Gelände der Hattinger Henrichshütte